Dienstag, 14. Dezember 2010

Das Ding mit der Dialektik der Natur – Darwins Schwäche (1)

Viele Verteidiger des Kapitalismus – dem die dann natürlich freundliche Umschreibungen geben – behaupten, er wäre sozusagen die volle Entfaltung der Natur. Es bleibt uns schon allein deshalb nichts übrig, als zu untersuchen, wie weit sie Recht haben.
Fangen wir ganz abstrakt an:
Es gibt einige Grundprinzipien, nach denen sich alles Sein „richtet“. Wir müssen hier nämlich in die fürchterlichste Ebene des Abstrakten, in die Philosophie.
Das allgemeinste und wichtigste Prinzip ist das von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze. Kampf sollte dabei nicht mit „Krieg“ verwechselt werden, also das die eine Seite das Ziel hat, die andere zu vernichten. Nein, das Prinzip besagt, dass es sind immer (mindestens) zwei Seiten einer Sache gibt, die ein Ganzes bilden, obwohl sie eigentlich Gegensätze sind.
So gibt es immer physikalische Materie und immer Energie, die der Materie als Träger bedarf. Zu Lenins Zeiten glaubte man sich noch sicher, dass das eine überhaupt nicht ohne das andere existieren könne. Heute weiß man, dass es Augenblicke des Übergangs, des Umschlags gibt, Big-Bang-Momente, die fast absolut nur Energie kennen (was die Möglichkeit der Umkehrung einschließt). Aber alles was ist, ist im Wesentlichen in Bewegung (etwas Anderes ist „Energie“ letztlich nicht) und damit in Veränderung begriffen. Diese Veränderung führt dabei zu einem neuen System mit einem neuen Verhältnis von physikalischer Materie und Energie.
(„Physikalische Materie“ bedeutet, dass es im philosophischen Sinne eine andere Materie-Definition gibt. Philosophisch ist alles, was nicht Bewusstsein, Erkennendes ist, sondern Erkennbares, Materie. Somit ist philosophisch Energie eine Form von Materie.)
Nun wäre auf Dauer ein ständiges Hin und Her zweier Formen auch eine Art Stillstand. Die urtümliche Einheit der Gegensätze bringt aber Entwicklung, und zwar von Niederem zum Höheren. In der Natur zum Beispiel von der Physik über die Chemie zur Biologie. Dabei wird das „Niedere“ „aufgehoben“. Zwar entwickeln sich Systeme bald auf höherer Stufe, ist eine biologische Vermehrung eben mehr als ein nur chemischer oder gar nur physikalischer Vorgang, aber sie ist dies eben auch, und sie schafft die älteren Reproduktionssysteme der Natur nicht ab. (Es ist erlaubt, sich den "Liebesakt" sowohl als "höhere" Liebe als auch als physikalische Bewegung als auch als Summe chemischer Absonderungen aufzufassen. Richtig verstehen kann man ihn erst, wenn man nichts davon weglässt, aber das "Wichtigste" als das Wichtigste erkennt.)

5 Kommentare:

  1. Ich würde gern wissen, wo Sie gelesen haben, dass das Gesetz von "Einheit und "Kampf" der Gegensätze" das einzige "Grundgesetz" aller Entwicklung wäre?
    Nach meinem Erkenntnisstand gibt es noch zwei weitere Grundgesetze: a) Gesetz vom Umschlagen quantitativer Veränderungen in qualitative und b) Gesetz der Negation der Negation. Wieso erwähnen Sie diese nicht, obwohl diese genauso relevant sind im Hinblick auf Ihre Fragestellungen? (vgl.: http://www.politisches-woerterbuch.de/index.php/Dialektik)

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  2. Sorry, ich habe nicht behauptet, dass es das einzige Gesetz wäre, "nur" das "allgemeinste und wichtigste". Es wirkt IMMER, während die anderen beiden "nur" über das Umschlagen von Evolution in Revolution spürbar werden.

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  3. Nur, weil die anderen beiden Gesetze erst im Augenblick des Umschlagens "spürbar" werden oder in anderen Worten "erscheinen", heißt dies nicht, dass diese nicht wirken würden! Sie verwechseln Wesen und Erscheinung!

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  4. Ich bin mir unsicher, ob ich dieser Verwechslung zum Opfer gefallen bin. Die Konsequenz wäre nämlich, dass es im dialektischen Sinn "Wesentliches" gäbe, für die es keine Erscheinungen gibt. Da meine ich schon, es gäbe einen Unterschied zwischen "Einheit und Kampf ...", was auf jeder Ebene feststellbar ist, und den anderen beiden Gesetzen, die der Veränderung äußerer Bedingungen, des Wechsels der Ebene o.ä. bedürfen, damit sie sich entäußern können oder ... mit deinen Worten "erscheinen". Wesen und Erscheinung gegeneinander zu stellen halte ich übrigens auch nicht ganz für dialektisch: Was auf einer Ebene Wesen ist, ist meist auf einer anderen Erscheinung und (logisch) auch umgekehrt. Die mitunter verblüffenden Marxschen Logiken beruhen gerade auf seiner "Kunst", die jeweils zutreffende Ebene zu finden, die gerade zu untersuchen ist.

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  5. Auf der allerhöchsten Ebene gelten all drei "Grundgesetze" gleich universell. Irgendwo, irgendwann, irgendwie könnten alle Formen der Materie nach Quantitäten neue Qualitäten finden so wie sie auf (über)neuer Entwicklungsstufe Qualitäten der alten "aufheben" können.
    Aber auf allen Ebenen, die uns zugängig sind, die also "Erscheinungen" haben, über die die Erkenntnis zum Wesen vordringen kann, ist dies nicht der Fall.
    Um es profan zu sagen: Aus einer Schüssel wird nichts. Sie "entwickelt sich nicht". Höchstens Abfall. Trotzdem ist sie "in Bewegung", Einheit und Kampf von Gegensätzen, durch die sie Schüssel ist. Das ändert nichts daran, dass man etwas Anderes und eventuell auch Höheres aus ihr machen kann. Das liegt aber nicht im Wesen der Schüssel ...

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