Mittwoch, 19. Januar 2011

Wie, bitte, geht´s zum Kommunismus? (4)

 Ich bin zwar der chinesischen Politik gegenüber sehr skeptisch, aber ihre Auffassung, dass es den Sozialismus in den verschiedensten nationalen Versionen geben kann und muss, stimme ich zu. Das schließt aber auch ein, dass gegenseitige Hilfe, meinetwegen handfeste Solidarität und Abstimmung von Strategien überlebensnotwendig sind.
In diese Frage ordnet sich auch die Wahl der Methoden ein, mit denen zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft übergegangen werden kann. Eine Tudeh-Partei wird die iranische Gesellschaft nicht per Wahl verändern, eine kommunistische deutsche könnte dies prinzipiell schon eher, eine venezolanische erst recht…
Übergang ist dabei ein extrem langer Prozess. Bevor er überhaupt „Sozialismus“ heißen kann, muss die „Revolution“ abgeschlossen sein. Diese wiederum muss mit der politischen Macht beginnen. Diese wiederum wird wahrscheinlich mit der Übernahme der Regierung beginnen. Diese wiederum muss handlungsfähig sein gegen die (potentiell auch) politische Macht des „Kapitals“. Also eine Bundeskanzlerin Sahra Wagenknecht ist noch keine sozialistische Revolution. Nach der „Regierung“ muss auch der gesamte „Staatsapparat“ reformiert / revolutioniert werden. Was nutzt als Beispiel ein Enteignungsgesetz, wenn es ein paar Herren in Karlsruhe für nichtig erklären ... und niemand die Macht besitzt, diese Herren in Geistespension zu versetzen.
Mit der Bedeutung der anderen Ländern darf man sich nur nicht herauszureden versuchen. Da sollte man es einfach wie Lenin halten: An der eigenen Stelle das tun, was man für nötig hält, und darauf vertrauen, dass das die Anderen auch tun. Mit Glück – das brauchen auch Kommunisten – wird dann aus chinesischer harmonischer Entwicklung, „bolivarischer Revolution“, erfolgreichen Wahlkämpfen und Kampfkraft in verschiedenstem Sinne weltweit ein Übergangsprozess, der das Überleben der Menschheit ermöglicht. Ja, Glück braucht man auch wegen der unmerklichen Gefährdungen. Einmal mehr ein Dioxin-Skandal. Im Moment werden nur Zahlen bekannt. Was, wenn solch Profitjagd-Ergebnisse zum Beispiel die Zeugungsfähigkeit nachhaltig minimieren? Ein schleichender Contergan-Skandal, aufgedeckt in Jahren?!
Die entscheidende „Front“ im Kampf um eine überlebenswerte Zukunft ist die Vernunft. Solange die Entgeistungs-Impfungen gegen allein den Gebrauch des K-Wortes noch wirksam sind, gehen wir einer traurigen Zukunft entgegen ...

3 Kommentare:

  1. Schau an, es liegt wohl in der Familie oder kann man vielleicht sagen, nachdem Sarrazin immer noch SPD Mitglied ist, wird die Schuld an seiner Frau gesucht. Wenn man so liest, was wie lange schon bekannt ist und wenn das wirklich stimmen sollte, dann frage ich mich doch, warum die Schulbehörden schon längst nicht aktiv geworden sind. So ist z.B. zu lesen: Der Konflikt köchelt allerdings schon seit Jahren. Immer wieder hatte es Kritik am Erziehungsstil von Ursula Sarrazin gegeben. Schon 2002, als sie an einer Berliner Montessori-Schule unterrichtete und ihr Mann noch kaum bekannt war, beschwerten sich fast alle Eltern ihrer Klasse. Am Ende eines Schuljahrs legten sie der Direktorin die bereits ausgefüllten Abmeldeformulare ihrer Kinder vor und erklärten: "Wenn Frau Sarrazin hier bleibt, verlassen unsere Kinder die Schule." Wenig später wechselte die Lehrerin die Schule "Sie wehrte alle Vorwürfe ab", erinnert sich ein Vater. so der Spiegel.

    AntwortenLöschen
  2. Ortwin Zeitlinger21. Januar 2011 um 11:22

    In diesem Kommentar Nr.4 wird, im Gegensatz zu den Kommentaren Nr.1 bis Nr.3 etwas zu sehr vergessen, dass wir nicht mehr in einer Welt leben, in der innerhalb von "Nationen" isoliert agiert werden könnte. Obwohl die kapitalistische Globalisierung unbestritten menschenfeindlich vonstatten geht, so ist Globalisierung an sich keineswegs von Übel, sondern geradezu Voraussetzung für jede höhere, dem Kapitalismus folgende gesellschaftliche Entwicklungsstufe. Diese Erkanntnis reicht nun auch schon 4 Generationen (120 Jahre) zurück und wurde damals mit dem Begriff "international" gefasst.

    AntwortenLöschen
  3. Sehr geehrter Herr Zeilinger, erlauben Sie ein Ja und ein Nein?!
    Die Möglichkeiten des "abstrakten" Kapitals sind wesentlich internationaler als der Widerstand dagegen möglich ist. Es ist unbedingt richtig, dass der Erfolg vieler Kämpfe von praktizierter internationalistischer Solidarität abhängt. Wenn eben zusammen gehörende Werktätige in "konkurrierenden Einheiten" koordiniert gemeinsam zuschlagen.
    Das Problem ist aber, dass man sich den Anfang verbaut, wenn man sich dahinter versteckt. Man kann nicht einen Streik nur deshalb fallen lassen, weil man die polnischen Kumpels nicht im gemeinsamen Kahn hat. Aber richtig ist, man muss sie reinbekommen.
    Globalisierung ... WÄRE nachkapitalistisch gehandhabt der größte Segen der Menschheit. Wie viel menschliche Schöpferkraft könnte geballt werden, wenn nicht überall jeder seinen beschränkten Nutzen zu Lasten der "Anderen" suchte. Doch durch Kapital gesteuert führt es in erster Linie zur weltweiten Absenkung von Lebensstandards (tendenziell).
    Womit wir dabei wären, dass es keine SACHEN gibt, die ihrem Wesen nach gut oder schlecht sind, sondern dass es darauf ankommt, wie man sie gebraucht / einsetzt ...

    AntwortenLöschen