Freitag, 28. Januar 2011

Fortschritt

Im Folgenden werde ich leichte Probleme mit dem klassischen Marxismus bekommen. Dessen Ansatz für logische Ketten ist ein anderer. In Auseinandersetzung mit den Theorien seine Zeit war Marx gezwungen, die materiellen Grundlagen aller menschlichen Gesellschaften in der Produktion darzustellen. Daraus ergaben sich solche Verzerrungen, dass Fortschritt und Fortschritt in der Produktion identisch zu sein scheinen, Fortschritt zu sein scheint, wenn weniger Menschen in weniger Zeit mehr Produkte herstellen.
Nicht, dass das absurd wäre. Aber es ist ein typisches Produkt der Denkweise der damaligen Zeit. Es vernachlässigt m. E. jedoch total, dass Produktion nie Ziel, sondern immer Mittel ist. Genauso wie eine „Gesellschaftsordnung“ nie Ziel, sondern ebenfalls immer Mittel ist. (Was gerade ein Problem von „Kommunisten“ ist, denen der Kommunismus ein Ziel zu sein scheint, obwohl er das Mittel sein soll, „die volle und freie Entwicklung jedes Individuums“ zu erreichen – und zwar so, dass „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller“ ist. O-Ton Marx.
Darauf kommt es also an. Deshalb greift jeder Fortschritt in der Produktion zu kurz. Fortschritt bedeutet nach meinem Bild die realisierte Möglichkeit für die Menschheit als Ganzes, ihre Bedürfnisse in voller Breite angemessen befriedigen zu können.
Das bedeutet: Fortschritte, in denen die Entfaltung der einen (nur) über die Bedrückung der anderen erreicht wird, sind nur bedingt welche – nämlich nur insoweit sie geistige Kapazitäten für weiteren F. freisetzen. Fortschritt, der massenweise Hunger in Kauf nimmt, ist zum Kotzen.
Richtiger Fortschritt beginnt eigentlich erst, wenn elementare Bedürfnisse von Menschen wie satt sein (nicht hungern, nicht dürsten), warm und sicher wohnen und sich ohne wesentliche Risiken selbst reproduzieren können allgemeine Selbstverständlichkeit sind.
Fortschritt wird dann zur Möglichkeit, seinen Hunger an Stelle von Kartoffeln mit Reis oder Nudeln oder Mais usw. zu stillen, aus verschiedenen Fleischsorten auswählen zu können, aber eben auch so viel Obst und Gemüse zur Auswahl zu haben, um auf Fleisch verzichten zu können, von der Quantität zur Qualität wechseln zu können (wie gesagt: weltweit!). F. bedeutet in diesem Sinn auch, dass jedem Menschen in wachsendem Maße alle Künste im weitesten Sinne „zur Verfügung stehen“, also aktiv und passiv und auf der Basis allgemein geschärfter Sinne, dass er, der Mensch, die Ausführung von Tätigkeiten für die Allgemeinheit – heute meist „Arbeit“ genannt – als eine Erfüllung bringende „Kunst“ auffassen kann und auffasst … und dabei die allerweitesten Voraussetzungen seiner eigenen Reproduktion innerhalb seiner Umwelt „im Griff hat“. Das Wachstum eines Koeffizienten, der all dies zu berücksichtigen vermochte, wäre „Fortschritt“.
Man bedenke, wie wenig dieser Koeffizient unter „kapitalistischen“ Bedingungen nach vorn klickt, wenn durch eine technische Revolution a la Dampfmaschine die Massenhetze verallgemeinert wird, dass er sich aber bewegt, wenn dabei die Qualarbeitszeit sinkt und Massengrundbildung möglich wird usw.

2 Kommentare:

  1. In Auseinandersetzung mit den Theorien seine Zeit war Marx gezwungen, die materiellen Grundlagen aller menschlichen Gesellschaften in der Produktion darzustellen. Daraus ergaben sich solche Verzerrungen, dass Fortschritt und Fortschritt in der Produktion identisch zu sein scheinen, Fortschritt zu sein scheint, wenn weniger Menschen in weniger Zeit mehr Produkte herstellen.
    Kann es sein, dass ich auch auf dieser Seite den Satz schon gelesen habe, dass das Sein das Bewustsein bestimmt, dass also die Bewußtheit immer von den Produktionsverhältnissen geprägt wird.

    Inwieweit besteht also demzufolge zur Betrachtungsweise von Marx ein Widerspruch

    wassenaar@web.de

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  2. Ich habe denselben "Fehler" wie Marx: Wir sind beide Kinder unserer Zeit. Das, was wir jeweils betonen, ist immer das, was im Moment das Wichtigste beim Umstrittenen zu sein scheint. Wir haben heute ein Sein, das m.E. eindeutig eines wäre, dem Marx zu Recht kommunistische Verkehrsverhältnisse zugeordnet hätte. Da wir abe immer noch kapitalistische haben, enthält jeder Fortschritt (aus der Produktion in den konkreten Verhältnissen) sofort eine negative Komponente. Dies ist zwangsläufig. Ob derselbe Prozess aus "kommunistischer" Unachtsamkeit mitunter auch auftritt, kann nur eine (Entschuldigung) "kommunistische Demokratie" verhindern ...

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