Der natürliche Mechanismus stärkt also die jeweils bestehenden Machtverhältnisse – das trifft eben auch einen Machtapparat, bei dem einige Personen an der Macht für sich den Aufbau des Sozialismus als Ziel in Anspruch nehmen. Da der Sozialismus aber nicht das Werk weniger Personen sein kann - die können nur leichter seine Fundamentsteine wie Gemeineigentum juristisch setzen – wirkt der „Konservatismus des Faktischen“ hier doppelzüngig: Zum einen hilft er bei der Festigung der Machtposition der bestimmenden Personen, zum anderen reproduziert er bereits unter der Oberfläche des „Aufbaus des Sozialismus“ privatkapitalistische Konkurrenzdenkstrukturen.
Und was mindestens genauso wichtig ist: Ein solcher „Mechanismus“ ist „antikommunistisch“. Er ist eine „natürliche“ Strategie zur Anpassung an Macht. In gewisser Hinsicht „denkt“ da „der Mensch“ wie ein Tier und richtet sich in der einen wie der anderen Machtstruktur ein. Im Kommunismus gibt es aber im herkömmlichen Sinn keine Machtstrukturen. Kommunismus existiert gerade (nur) durch die kreativen Ideen Einzelner – wahrhaft kreative, also solche, die das System ohne „Eigennutz“ vorwärts bringen.
Es kann sein, dass das mit der Brille eines Heutigen völlig falsch gesehen wird. Wir sind gewohnt, „Eigennutz“ als etwas Egoistisches GEGEN „die Anderen“ Gerichtetes zu verstehen. Wer sagt uns denn, dass nicht dieselbe Selbsterhaltungsstrategie einmal eine „Anpassung“ an „herrschende“ kommunistische Verhältnisse sein wird? Dass der „Egoismus“ „des Menschen“ sich in den Drang wandelt, positiv aufzufallen? Dass die ständige Wiederholung und Festigung solcher Verhaltensweisen nicht zu ihrer Verinnerlichung führen kann.
Ich meine damit nicht die Doppelzüngigen aus DDR-Zeiten. Die Gesamtverhältnisse waren noch so, dass es die Strategie Erfolg versprach, laut Hurra Sozialismus zu rufen und leise in die eigene Tasche zu scheffeln. Außerdem waren mit den Parteisekretären sogar noch neue Machtstrukturen, graue Eminenzen, installiert worden.
In solch einem Sinn gibt es aber keine mehr. Es gibt noch Sachentscheider, Kapitäne vor Ort, okay … Aber größere Bedeutung gewinnen so eine Art kommunistische Facebook-Gruppen, also solche, wo das Austreten aus dem „sozialen Netzwerk“ ähnlich unkompliziert funktioniert wie das Eintreten, ein identifiziertes „Ekel“ also sehr schnell allein da steht. Kann denn jemand, der – und das über Generationen - „seinen Egoismus“ peinlichst verbergen muss, Egoist bleiben … wenigstens sofern er sich mit „Schwein-Sein“ schadet?
Wie immer man über „Stalinismus“ im Einzelnen denken mag – die Erscheinungen, die man mit dem Ausdruck verknüpfen kann, sind dem Kommunismus aus seinem tiefsten materiellen Wesen heraus fremd. Selbst da, wo „Kapitäne“ wirken, fördern offene soziale Netzwerke die Achtung wegen charakterlicher Schwächen. Der Zwang, sich einem „William Bligh1“ zu unterwerfen, ist gering. Er könnte aus technischen Gründen nur bei interstellarer Raumfahrt auftreten.
1Kapitän der Bounty, gegen dessen Regime gemeutert wurde
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