Sonntag, 24. Juli 2011

Widerstand mit Erfolg (2)

 Ein natürliches Verhalten des gesellschaftlichen Wesens Mensch ist die Prüfung seines Vorgehens auf Relevanz. Leider ist deshalb für eine erhebliche Zahl von Menschen – auch, aber nicht vordergründig bewusst, sprich unbewusst – die Zugehörigkeit zu einer relevanten Masse Kriterium der Richtigkeit dessen, was diese Masse vertritt bzw. zu vertreten scheint. Sind also genug Menschen an die Scheibenform der Erde oder die Verknetung des ersten Mann-Menschen durch einen allmächtigen, Seele einhauchenden Gott zu glauben bereit, sind sie auch dazu bereit bzw. ihre Zweifel zurückzustellen.
Und jeder Mensch wägt (bedingt vernünftig) ab: Bringt eine durch mich zu zeigende Leistung wahrscheinlich das angestrebte Ergebnis?
Also die Macht des Faktischen. Solange die Gegner eines Projekts vom Schlage S 21 die begründete Hoffnung haben, eben dieses Projekt zu verhindern, werden sie massenhaft sein … zumindest können sie massenhaft sein. Dieses wissend sind die Betreiber auch so daran interessiert, Fakten der Demoralisierung zu schaffen. Sehen „die Leute“ erst einmal die Trümmer vor sich, gehen sie gesenkten Kopfes heim.
Ähnlich verhält es sich mit Friedensdemos: Selbstverständlich wäre die deutschen Krieger in Windeseile wieder daheim, wenn alle daran Interessierten gemeinsam auf die Straße gingen. Das Gefühl aber, zu einem kleinen Haufen Idealisten gehören zu müssen, die sich ergebnislos wieder ein Wochenende verderben, hält die Masse davon ab, zur aktiven, (eventuell) erfolgreichen Masse zu gehören. Es ist also seitens der Nachrichtenkrieger so wichtig, ausreichend Zweifel zu säen, dass eine Demonstration zum Erfolg führen kann, weil diese Erwartung das Ergebnis Erfolglosigkeit (zumindest mit-)produziert. Aus diesem Grund muss an den um Verschwendung ihrer Steuern besorgten Stuttgarter auch ein Exempel statuiert werden. Das Wissen, dass mit ausreichend starkem Protest Veränderungen herbeigeführt werden können, veränderte die Situation anderer Proteste.
Dass die kranke Lethargie noch nicht vollständig gesiegt hat, belegen Anti-Atom-Demos. Allerdings wirkt dort noch ein anderes Abwägen: Eine atomare Verseuchung träfe ausnahmslos jeden. Niemand hat Grund zur Hoffnung, dass es nur die Anderen trifft.
Unabhängig von ihrer tatsächlichen Interessen und Bewusstheitslage unterliegen heutzutage die normalen Menschen einem beständigen Manipulationsdruck. Der wirkt sogar dann, wenn sie sich dessen bewusst sind. „Was bedeutet es für mich, wenn meiner Partei 3 Prozent zustimmen, der ganz bösen in denkbarer Koalition 43, den wohl nicht ganz so bösen 42 …“ usw. Ich überlege also schon nicht mehr, was ich eigentlich will, sondern unter welcher vermutlichen Konstellation ich das meiste davon vielleicht retten kann, wenn …

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