Donnerstag, 14. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (102)

Die drei Wirtschaftskreisläufe oder auch Robinson kann helfen

Das Denkgebäude, das Karl Marx aufstellte, war produktionsfixiert. Das hat Vor- und Nachteile. Das kommt auch in „Das Kapital“ zum Ausdruck: Die Welt, die er zu erklären versucht, rankt sich um den Begriff der Ware. Dies reicht aus, um den Kapital-Ismus mit seiner Herkunft und seinem Niedergang zu erklären, aber nicht für die Einordnung des Kommunismus. Dafür müssen bürgerliche Spielereien wesentlich weiter entwickelt werden.
Man kann die „Wirtschaft“ in drei Arten von Kreisläufen unterteilen, wobei in der übergeordneten wie in einer Matroschka die vorigen verborgen sind.
Der innerste ist der elementare oder Robinson-Kreislauf: „Der Mensch“ als konkretes Einzelwesen hat Bedürfnisse, die zu befriedigen sind, einen natürlich vorgegebenen Zeitfonds, in dem er diese Bedürfnisse befriedigen kann bzw. muss, und eine gesellschaftliche Qualität dieses Zeitfonds.
Selbstverständlich sind auch die Bedürfnisse selbst gesellschaftlich bestimmt. Sie erwachsen nur zum kleineren Teil „der Natur“, zum größeren dem, was man kennt. Also die frühen Menschen, die die Nutzung des Feuers nicht kannten, FRAßEN, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Sie hätten mit Messer und Gabel nichts anfangen können, schissen sicher daneben und es gab nichts, wo und warum sie hätten Staub wischen können. Wie sauber jemand heute seine Wohnung haben möchte, ist u.a. auch ein kommunikatives Bedürfnis. Es erwächst eben auch aus dem Grad der Peinlichkeit, wenn Besucher „Sau“ mit Fingern aufs Regal schreiben (könnten).
Der konkrete Mensch hat von der Natur der Erde pro Tag 24 Stunden zur Verfügung sowie Abläufe, die Jahre ergeben (Jahreszeiten u.ä.). Welche Bedürfnisse er in welchem Umfang befriedigt, ist im Wesentlichen frei zu entscheiden – natürlich werden einschränkend die Därme schon Forderungen stellen, wann sie entleert werden wollen. Mit jeder Entscheidung für ein zu befriedigendes Bedürfnis fällt für diese Zeit die Entscheidung gegen (fast) alle anderen. Wer also seine Zeit braucht, um etwas zu fressen zu bekommen, kann nicht gleichzeitig speisen oder Musik zum Feiern machen oder hören.
Die „gesellschaftliche Qualität dieses Zeitfonds“ selbst belegte der berühmte Robinson selbst: Was wäre er gewesen ohne die Flinte und technischen Geräte, die er aus dem Schiff hatte retten können. Was wäre er gewesen ohne bestimmtes Wissen seiner Zeit – beispielsweise zur Haltung von Haustieren? Sein klar umrissener Kreislauf Bedürfnisse – Entscheidung – eigene Produktion – Befriedigung – Bedürfnis prägte sofort auch sein Denken, den Freitag, der nicht über ähnliche technische Mittel verfügte, in ein Werkzeug für seine Bedürfnisbefriedigung zu verwandeln, ihn für sich arbeiten zu lassen.
Dieser elementare Kreislauf ist natürlich zutiefst beschränkt. Man kann ihn geistig von einzelnen Personen auf konkrete Gruppen erweitern, womit man das „urkommunistische“ Prinzip vor Augen hat: Die Gruppe als Ganzes kennt die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder und befriedigt sie nach vorhandenen eigenen Möglichkeiten selbst. Im Prinzip verselbständigen sich nur die arbeitsteiligen Abläufe, die jeder Mensch sonst allein für sich entschieden hätte. So wie Robinson für sich (ohne Freitag) entschieden hatte, welche Arbeitsgang wie viel Zeit wann kosten darf, so entscheidet dies nun die Gruppe. Neu dabei ist, dass nun natürlich Bedürfnisse parallel bearbeitet werden können.
Der Grundsatz aber bleibt: Die Mitglieder einer Gruppe arbeiten so arbeitsteilig wie die Organe eines menschlichen Körpers. Sie akzeptieren naturwüchsig, dass sie alle ihre Bedürfnisse kennen und gemeinsam ihre Möglichkeiten nutzen, in ihrem beschränkten Vermögen viele der Bedürfnisse zu befriedigen.

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