Mit dem Verschwinden der staatlich organisierten Alternative zum kapitalistischen System - wie immer man zu Details des "Realsozialismus" auch stehen mag ... dieser Tatasache sollte man sich nicht verschließen - begann ein umfassender und noch nicht abgeschlossener Abbau von sozialen Fassadenteilen des "Realkapitalismus". Anders gesagt: Jetzt, wo keine potentielle DDR auf "Arbeitnehmer"-Seite beim permanenten Kräftevergleich drückt, lässt der "Imperialismus" allmählich wieder alle Masken fallen. Nun haben wir eben wirklich "Realkapitalismus".
Fragt sich, wie weit geht das.
Nein. Diese Frage ist so einfach. Das geht offen oder schleichend so lange so weiter, bis wieder der Widerstand dagegen ein Kräftegleichgewicht erreicht hat, und kann erst umgekehrt werden, wenn eine Systemalternative so nahe ist, dass jeder Kapitalist sagt "Lieber etwas weniger Profit als gar keiner."
Nehmen wir – nicht unberechtigter Weise – an, dass die von Profitinteressen vorangetriebenen Entwicklungen EIGENTLICH NICHT von der breiten Masse getragen werden. Dies wurde zumindest in der Frage von Krieg und Frieden praktisch „empirisch“ untersucht.
Klammern wir das Problem der „Empirie“ einmal aus. Selbstverständlich ist es leichter, die Entscheidungsfrage zu stellen „Sind Sie für den Einsatz deutscher Soldaten im Kampf für deutsche Interessen in der Welt“ (je nach Weltanschauung des Fragenden wird dann „deutsche Interessen“ modifiziert) als „Bejahen Sie ein neoliberales Herangehen an alle Beziehungen in der Gesellschaft?“ oder „Sind Sie für den Kapitalismus?“ Bei den beiden letzten Fragen bestünde einfach zu großer Erklärungsbedarf für den Fragenden, um überhaupt von mehr als einer Minigruppe verstanden bzw. richtig verstanden zu werden … und ob dann noch eine ehrliche Antwort folgte, wäre immer noch nicht gesagt. Im Höchstfall wären Detailfragen möglich, die dann aber zu viel Spielraum bei einer zusammenfassenden Interpretation ließen.
Es gibt aber mehrere Barrieren, die mitunter Welten zwischen evtl. Meinungen oder Grundhaltungen und evtl. tatsächlichen („objektiven“) Interessen und Handlungen zur Durchsetzung eigener Positionen aufbauen.
Zuerst ist natürlich die direkte Verdummung zu nennen. Mit Sarrazin-Kampagnen wird ein Meinungs-Hype geschaffen. Man klammert noch das Vergasen von Juden aus. Eine dafür passende Grundhaltung gegenüber „Zigeunern“, „arbeitsscheuen Ausländern“, Integrationsverweigerern“, „Sozialschmarotzern“ und möglichst vielen anderer nicht ausreichend wehrfähigen Gruppen vernebelt die Hirne unmittelbar. Wer sich laufend umsieht, wer alles unter ihm stehen könnte bzw. über wem er selbst stehen könnte, wird gezielt unfähig gemacht für gemeinsame solidarische Aktionen zur Gestaltung einer künftigen Lebenswelt. Das Ergebnis: Diese Gestaltung bleibt „Dem Kapital“ überlassen. Wenn selbst potentielle Linke-Wähler am Sarrazin-NPD-Geisteskot Positives, Zuzustimmendes finden, so belegt das nur den Zersetzungserfolg solcher Hirnsäure bzw. die Notwendigkeit, sich selbst in den eigenen Reihen über die Strukturen zu verständigen, die „unser“ Sozialismus braucht.
Die Kampagne zur Enthirnung der Massen kennt die Spielregeln der totalen Konterrevolution, die denen einer positiven Revolution ähnlich sind. Mit beeindruckender Geschwindigkeit wurden z. B. Meldungen lanciert, wie groß die Zustimmung zur fortschreitenden Faschisierung der Gesellschaft sind.
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