Dieses Wissen, was wofür ging mit fortschreitender Teilung der Arbeit, vor allem der Verselbständigung der geistigen Elemente des Arbeitslebens, allmählich verloren. Die Wirtschaftsbeziehungen, die sich nun ausbildeten, kann man „klassenbildend“ nennen. Ihre höchste Ausprägung haben sie im „Kapitalismus“ - Beziehungen der Warenwirtschaft, die Marx analysierte. Sie haben im Vergleich zu den beiden anderen zwei einschneidende Unterschiede:
Ihre gesamten Gesetze berühren menschliche Bedürfnisse als Ursprung allen menschlichen Handelns direkt überhaupt nicht mehr und sie beruhen darauf, dass die Menschen, die etwas tun, was eigentlich Bedürfnisse befriedigen soll, diese Bedürfnisse nicht kennen. An die Stelle der eigentlichen Bedürfnisse sind die „gesellschaftlich anerkannten“ getreten, die bezahlbaren also.
Das mathematische Konstrukt ist dabei etwas verwirrend: Bei den sich gegenüberstehenden zwei Hauptseiten des Konflikts entscheidet immer die schwächere. Also entweder würde Produziertes nicht bezahlt werden können oder etwas, was bezahlt werden könnte, kann nicht produziert werden. Der letztere Fall ist der seltenere. Tausende bezahlte Wünschelrutengänger beschwören die Möglichkeit, dass das freie Spiel der chaotisch wirkenden Kräfte einen Ausgleich zwischen Produktion und Konsumtion herstellten. Trotzdem verhungern Millionen Menschen auf der Erde, weil sie nicht in Besitz von allgemeinem Äquivalenten kommen, weil sie keine Arbeit bekommen, um etwas in dem großen Kreislauf Verwertbares einzubringen.
Es ist richtig: Das System Kapitalismus kann das Problem der Bedürfnisbefriedigung nicht lösen – ich meine natürlich im Weltmaßstab, also nicht beschränkt auf ein paar Teilkreisläufe, die sich auf Kosten des Rests der Welt vollsaugen.
Es ist richtig: Das System hat es in seinen Glanzecken besser gelöst als die Ansätze des Sozialismus. Aber die Unerfüllbarkeit von Bedürfnissen einer „Überschussmenschheit“ ist Bedingung des ganzen Systems – es wechselt im Höchstfall die Zugehörigkeit zur Gruppe eben dieser „Überschussmenschheit“. Im Wesen der Planung eines kommunistischen Versorgungssystems liegt die beständig steigende Annäherung an die umfassende „Vollversorgung“.
Wesen und Erscheinung der damit zusammenhängenden Vorgänge sind durch Marx nicht nur in „Das Kapital“ schlüssig dargestellt. Nur irrig ist, diesen Übergangsfall menschlicher Entwicklung so darzustellen, als ginge alle Wirtschaft mit der Warenwirtschaft los. Das war Hunderttausende Jahre nicht so und wird – vorausgesetzt, die Menschheit übersteht die Presswehen der neuen Gesellschaft – Millionen Jahre nicht mehr so sein.
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