Sonntag, 17. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (105)

Warum das Bild der fleißigen Ameisen nichts mit dem Kommunismus zu tun hat

Um etwas zu veranschaulichen, gebraucht jeder gelegentlich künstlerische Bilder (Metaphern), oft welche, die dem Tierreich entstammen. Natürlich stimmt keines. Wer da als „Ochse“ bezeichnet wird, ist im Regelfall ein Mensch geblieben. Allerdings werden den Tieren bestimmte markante Eigenschaften zugeschrieben, die dann das menschliche Verhalten zuspitzen.
Bei den Ameisen wird dies problematisch. Schon sie als „fleißig“ zu bezeichnen, dürfte den Tatsachen nicht gerecht werden. Eigentlich setzt „Fleiß“ einen bewussten Vorsatz voraus. Den kann man beim besten Willen der einzelnen Ameise nicht zuschreiben – auf jeden Fall nicht mehr als beliebigen anderen Tieren, die das Nötige tun, ihre Art zu erhalten.
Wenn man es aber anders betrachtet und das Unermüdliche hervorhebt, mit dem die einzelnen Ameisentiere sich in den „Dienst“ ihres Volkes fügen, mit der sie an ihrer Stelle wirken im Sinne ihrer Gemeinschaft, dann wird es zu einem verleumdenden Bild, wenn man es auf Verhältnisse anwendet, wie sie im Kommunismus herrschen werden.
Das wichtigste Problem dabei: Das einzelne Tier weiß überhaupt nicht, was es tut. Es ist auf Arbeiter, Soldat usw. „programmiert“ und arbeitet dieses ihm aufgezwungene Programm ab.
Der einzelne Mensch im Kommunismus weiß sehr wohl um die Funktionsweise der Gesamtgesellschaft und seine Rolle darin. Er kann sie relativ frei wählen und nach aktuellen Bedürfnissen seiner Selbstentwicklung auch wechseln.
Arbeitseifer und unermüdliches Schaffen sind dabei nur zwei Arten, sich einzubringen, sicher vorhandene, aber nicht vorherrschende. Genauer: Nur bei denen, denen gerade „Arbeit“ besonders viel Spaß macht, besonders große Erfüllung bedeutet.
Wozu sonst baut man sonst immer bessere „Roboter“, die selbst bereits „Roboter“ fertigen, die alles Stupide zu minimieren helfen.
Das „Problem“ wird sein, dass Menschen teilweise diesen Maschinen bewusst die Arbeit wegnehmen werden. Nicht, weil es zum Überleben der Menschheit bedeutsam wäre, sondern weil bestimmte Arbeiten, wenn man ihren Umfang selbst bestimmen kann, einfach Vergnügen bereiten kann und es die Qualität verbessert – im Sinne, dass größere Vielfalt immer besser ist und dass „Handgemachtes“ seinen eigenen Reiz hat bzw. „besser schmeckt“.
Auf solche Ideen käme keine Ameise. Wer also Vorstellungen vom Kommunismus als Ameisenhaufen verbreitet schneidet die dann Lebenden auf relativ stumpfe Workaholics herunter. Er billigt ihnen nicht zu, dass sie nach einem Ballettbesuch einfach ihre Lust ausleben könnten, den Sexualtrieb mit einem auszuleben, der das auch gerade will … und dazu in den Hauptrechner eingeben, dass sie am Folgetag vertreten werden möchten. Allerdings werden sie am Folgemorgen kurz abrufen, ob sich jemand gefunden hat, und wenn nicht, die Aufgabe angehen, die dann vorgesehen war.
Also so ein klein wenig wird jeden das Gewissen plagen, dass da irgendwer dafür arbeitet, damit „der Strom aus der Steckdose kommt“. Etwas muss „man“ zurückgeben. Das wird nur im Vergleich zu heute per Saldo weniger sein … weil die Grenzen zu „Privatem“ viel fließender sein werden, wenn man neben den eigenen auch die Nachbarskinder betreut. „Privates“ aber dürfte Ameisen unbekannt sein ...

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