Zur Konkretisierung der marxistischen Lehre von den ökonomischen Gesellschaftsformationen ist also zwischen den „Kapitalismus“ und den „Sozialismus / Kommunismus“ eine Phase der „Übergangsgesellschaften“ einzuschieben. Im Sinne von Karl Marx wäre dies eine auf unbestimmte Zeit gestreckte Weltrevolution, praktisch das Nebeneinander von staatlich organisiertem Kapitalismus und Staaten mit unterschiedlich stark ausgeprägten Grundlagen für den Aufbau des Sozialismus.
Übergangsgesellschaften sind als Hauptprobleme gekennzeichnet durch
- die ökonomische Dominanz der Marktgesetze gegenüber Ansätzen zur planmäßigen Gestaltung wirtschaftlicher Vorgänge im Sinne der Bedürfnisbefriedigung der Mehrzahl der Menschen,
die unterschiedlich erfolgreichen, aber permanent wirkenden Aktivitäten des (nicht nur) staatlich organisierten Kapitalismus (Imperialismus) zur Verkehrung der Absichten sozialistisch orientierter Kräfte in ihr Gegenteil,
die Einheit wechselnder Formen des Klassenkampfes auf nationaler und internationaler Ebene,
die Unmöglichkeit, das Hauptwesensmerkmal des Sozialismus, also das allmähliche Absterben des „Staates“zugunsten der Selbstorganisation nicht mehr als antagonistische Klassen definierbarer interessierter Menschengruppen, praktisch zu entfalten.
Also einfacher ausgedrückt: In „Übergangsgesellschaften“ existieren auf einem Teil der Erde die Grundlagen der neuen Gesellschaft (allem voran das gesellschaftliche Eigentum an den wesentlichen Produktionsmitteln), es ist aber nur in extrem engem Rahmen möglich, die dadurch möglich gewordenen gesellschaftlichen Vorteile zum Vorschein kommen zu lassen.
Ein besonders wichtiges Element – aber nicht das einzige – dabei ist, dass sozialistische Produktionsverhältnisse nicht mit einer Rüstungsindustrie und mit potentiellen Kriegen verbundene Aufwendungen vereinbar sind.
Es liegt also im Interesse von Sozialisten und Kommunisten, die Dauer der Übergangsgesellschaften kurz zu halten und nicht ihr vorzeitiges Ende zu suggerieren (sie gar „entwickelte sozialistische Gesellschaft“ zu nennen). Besonders Letzteres fördert objektiv (also unabhängig von den Absichten der Handelnden) die „Konterrevolution“.
Überlegungen zu Formen des Übergangs vom Kapitalismus in die Übergangsgesellschaften müssen immer der konkreten Situation entsprechen. Eine totale Ablehnung von Gewalt der Massen ist ebenso kontraproduktiv wie eine Verabsolutierung eines parlamentarischen Weges auf der Basis derGesetze, die gemacht wurden, um die bestehende alte Gesellschaftsordnung zu erhalten. Es ist allerdings davon auszugehen, dass individuelle Gewalt ein bevorzugtes Mittel zur Diskreditierung revolutionärer Ideen bleiben wird, in der Hauptzahl der Fälle also sowohl den Vorwand liefert, Unterdrückungsgewalt offener zu praktizieren, als auch potentiell schwankende Massen vom Mithandeln abzuhalten.
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