Montag, 20. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (78)

Womit ich bei der Frage wäre, wie „realistisch“ ist eine Formel „Jedem nach seinen Bedürfnissen“?
Dass ich sie aufwerfen muss – und linke Kritik zwingt mich dazu – liegt eben an unserem Denken, das auch bei Linken von unseren konkreten Verhältnissen, also unserem Verständnis ausgeht.
Dass das kommunistische Prinzip einmal möglich sein wird, setzt Bedingungen voraus, die zuvor zu schaffen sind solche, die uns teilweise noch seltsam vorkommen, aber auch solchen, die heute einige Menschen durchaus bereits angedacht haben.
Wieder müssen wir beim Grundproblem beginnen, was „Bedürfnisse“ sind und wie sie entstehen. Dabei müssen wir grundsätzlich zwischen zwei „Bedürfnis-Ebenen“ unterscheiden: Elementare Bedürfnisse und solche „gesellschaftlicher Natur“.
Elementare Bedürfnisse sind bedingungslos von Natur aus da als Lebensbedingungen. Wenn der Körper Energie braucht, dann „produziert“ er Hunger, wenn Flüssigkeit erforderlich ist, Durst; „irgendwas“ muss gegen das Frieren gemacht werden, Spermienproduktion und Zyklen animieren zu schönen Gefühlen, die die Fortpflanzung der Menschheit zur Folge haben … ohne dass ein einziger Sexualpartner auf der ganzen Welt dabei an die „Fortpflanzung der Menschheit“ denken muss.
Alle anderen Bedürfnisse sind „gesellschaftliche“ - und zwar auch schon die, die sich auf die Qualität der Befriedigung elementarer Bedürfnisse beziehen. Dem Hunger als solchem ist es egal, ob er durch Fleisch eines toten Rehs, Kartoffeln, Reis … oder Kaviar befriedigt wird. Es gibt dabei natürlich Übergänge, also dass es für eine „Rundumentwicklung“ das Beste wäre, sich abwechslungsreich zu ernähren und auf bestimmte Inhaltsstoffe regelmäßig zu achten. Aber ich hoffe, wir einigen uns darauf: Das Niveau der Befriedigung solcher elementaren Bedürfnisse muss für den Kommunismus weltweit auf relativ hohem Niveau gesichert sein. Es darf im weitesten Sinne niemand „hungern und frieren“ müssen – und zwar bedingungslos jeder Mensch. Und es gibt seriöse Untersuchungen, die dies bereits heute technisch für machbar halten. Wenn eine gebildeter Europäer von „Bedürfnissen spricht, denkt er aber meist nicht an die elementaren. Er geht bereits davon aus, das die befriedigt sind – weil er es (im Gegensatz zu Bewohnern der „dritten Welt“ - nicht anders kennt.

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