Dienstag, 14. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (72)

Weil dies immer wieder neu auftaucht, ein paar Worte zur Planwirtschaft.
Es ist ein grausiges Problem. Wer „Marktwirtschaft“ und „Planwirtschaft“ als Pole entgegenstellt, ist am Sonnentau festgeklebt. Wir müssen erst einmal klarstellen:
Ich nehme mir heute schon heraus, das was mit Blick auf den „Ostblock“ heute „Planwirtschaft“ genannt wird, „Kommando-Wirtschaft“ zu nennen, selbst, wenn dies abwertender klingt, als es eigentlich gemeint ist. Im Moment, also auch zu Zeiten des „Realsozialismus“ des 20. Jahrhunderts, war eine echte Planwirtschaft weltweit nicht möglich. Die grundsätzlichen Beziehungen regelte und regelt „der Markt“ mit seinen ökonomischen Gesetzen. Objektiv, also unabhängig vom einzelnen Wollen.
In diesen Grundsatz gibt es diverse Eingriffe mit unterschiedlicher Wirksamkeit.
Jeder Konzern versucht sich nicht nur in strategischer und operativer Planung, er versucht diese Pläne selbstverständlich auch nach innen direkt und nach außen indirekt durchzusetzen. Nach innen administrativ und mit Druck und nach außen versuchen Institutionen von der Art eines IWF wirtschaftliche Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass bestimmtes Handeln mehr, anderes weniger lukrativ erscheint, wodurch eine gewünschte Wirtschaftsentwicklung gefördert und teilweise erreicht wird. Jeder sieht, dass es aber weiter weiter Krisen gibt. Jeder hat aber auch gesehen, dass trotz gigantischen Zusammenbruchspotentials der Zusammenbruch verhindert werden, die klassischen Konjunkturkurven abgeflacht werden konnten. Solcherart Planung entspricht dem heutigen Niveau der Produktionsverhältnisse und es war eine Anpassung an Realitäten, dass frühsozialistische Ökonomen so etwas für ihr System einforderten – also Marktmechanismen bewusster einzusetzen.
Das aber, was im letzten Jahrhundert „Planwirtschaft“ genannt wurde, war positive Science Fiction. Das Dumme ist nur, dass es heute als Maßstab für die Bewertung einer wunderbaren Sache herangezogen wird.
Echte Planwirtschaft geht von kybernetischen Systemen aus. Technisch waren bis etwa 1990 nur geschlossene System überhaupt berechenbar. Das heißt, es waren gewaltsam Bedingungen durchzusetzen, um eine festgesetzte Einzelgröße zu gewährleisten. Die frühe sowjetische Raumfahrt bewies, dass dabei sogar in Einzelbereichen Erfolge erzielt werden konnten, die sich ihrem Wesen nach besonders stark einer Planung entzogen: Also innovationsintensiver Wirtschaft. Die russische Militärtechnik heute hat noch immer deshalb Niveau, weil die sowjetischen Forschungspotentiale so relativ hoch entwickelt waren. Aber es ist natürlich keine Planung, zu befehlen, wir müssen x Kräfte auf y konzentrieren … und die anderen müssen sich auch anstrengen. Oder es werden Zahlensysteme konstruiert nach dem Prinzip „was wäre, wenn ...“
Ich sage nicht, dass das nicht sinnvoll gewesen wäre. Ich sage nur, dass es keine Planwirtschaft war und sein konnte. Dazu kommt, dass ein planbares geschlossenes System einfach nicht existierte. Das hätte Autarkie bedeutet. Also alle Rohstoffe und Produkte hätten innerhalb des eigenen Einflussbereichs gewonnen, verarbeitet und verbraucht werden müssen – ohne jeden Einfluss des „Weltmarkts“. Das war besonders absurd für die DDR, die 1945 in eine Gesamtwirtschaft mit industriellen Zentren im Westen fest eingebunden war. Gab es im Ostraum auch Chemie-Verarbeitung, so doch wenig Maschinenbau bzw. Stahlwerke. Eine moderne Wirtschaft ist globalisiert. Wirtschaftselemente ergänzen sich. Jeder macht das, wozu er die besten Voraussetzungen hat.

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