Donnerstag, 2. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (61)

Prinzipiell hätte also jeder Mensch irgendwann ein Empfangsgerät angeschafft haben können, das nur noch zu warten und ggf. durch ein tatsächlich verbessertes zu ersetzen wäre. Mit diesem kann er uneingeschränkt alle Musik aus dem Weltnetz herunterladen, die jemals Menschen mit Vergnügen am Musik machten. Das hindert natürlich niemanden daran, sein Vergnügen an der tatsächlichen körperlichen Begegnung mit seinem Liebling anzustreben - so, wie es zweifelsfrei ein faszinierendes Erlebnis für die Musiker bleiben wird, live vor Publikum zu spielen. Vielleicht wird der Showaufwand, der ja zur Zeit den Preis der Eintrittskarten mit rechtfertigen muss, etwas geringer ausfallen. Denn auch der reduziert sich auf den Umfang, der als akzeptiertes Vergnügen für die Beteiligten "durchgeht", denn mit den dabei eingesetzten Anlagen wird ja echtes Arbeitsprodukt verbraucht. Für den "Kommunismus" ist als technische Voraussetzung erreicht, dass der Gesamtvorgang bereits möglich wäre.

Bei vielen anderen Vorgängen stellt sich die Problematik anders. Da ist für den in betriebswirtschaftlicher Beschränkung denkenden einzelnen Unternehmer "billiger", sich niederkonkurrierende Arbeiter einzusetzen, als automatisierte Strecken zu schaffen. Solche automatisierten Strecken setzen ja auch globale Planbarkeit voraus. Und wieder ist es für den betriebswirtschaftlich beschränkten Unternehmer "sinnvoller", Waffen für staatliche Abnehmer zu produzieren als echten Massenbedarf befriedigende Großanlagen.
Die sind aber der Eckpfeiler, der neben dem "Handwerksbetrieb" stehen muss. Die Fortschrittsgläubigkeit der vergangenen Marxisten hatte nur den Mangel, den Trend zu Mehr und Größer mathematisch geradlinig fortschreiben zu wollen.  Dass DANEBEN ein ausufernder Bereich sich entfalten könnte und müsste, den ich im weiten Sinn "Kunst" nenne, wurde nur abstrakt erfasst.
Ich verstehe hierbei unter Kunst nicht die Ausübung einer abschließenden Zahl von "Künsten", sondern alle Tätigkeiten, bei denen nicht mehr auseinander zu halten ist, was bei ihnen da Entscheidende war: Das Vergnügen des Empfängers bei der Befriedigung seines Bedürfnisses, das Vergnügen des "Künstlers" im und am Schaffensprozess oder das Vergnügen des "Künstlers" am Wissen, dass und wie sein Produkt einem Anderen Vergnügen bereiten wird.
Dass das drei voneinander unterscheidbare Dinge sind, können Künstler aller Zeiten und Gattungen bestätigen. Welches am stärksten zurücktritt, wenn jedes "Vergnügen" erst durch die Sieblöcher erhofften "allgemeinen Äquivalents" musste, also nur "Bares" "Wahres" ist, können die meisten heutigen Künstler heute schwer sagen. Nur, dass "man" von Kunst schlecht leben kann.
Auch das ist wiederum hauptsächlich dadurch begründet, dass das eigentliche Bedürfnis bereits technisch befriedigt werden kann: Jeder kultivierte Bürger Europas kann sich Bilder jeden Malers in ihrer Farb-Schönheit an die Wand hängen, um sich geschmackvoll zu schmücken. Das Prädikat der "Echtheit" ist ein dafür nicht erforderlicher Sonderfall.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen