Da gibt es erst einmal notwendige unangenehme Arbeiten. Sagen wir als tatsächliches Beispiel, dass hilflosen Menschen der vollgeschissene Arsch geputzt werden muss (und nicht nur im übertragenen Sinn).
Zum einen wird gesellschaftlich bekämpft werden, was es an solchen Arbeiten gibt, soweit dies möglich ist. Im konkreten Fall hieße das also, dass die Forschung immer wieder neu auf das Kernziel eine lange erfüllten Lebens ausgerichtet sein muss. Kampf den Krankheiten und den mit dem Alter verbundenen Verfallsprozesse. Forschung nach technischen Hilfen. Das lässt sich auch verallgemeinern: Immer wieder neu wird Menschen bewusst werden, dass einige notwendige Arbeiten ihre Würde verletzen. Die meisten von ihnen werden früher oder später durch technische Systeme lösbar sein – um den Preis, dass dahinter die nächsten auftauchen. Und manches geht ja auch nicht. Wann wird ein Androide den Arsch seines menschlichen Gebieters putzen? Und liegt eine Inkontinenz vor, kann man ja nicht warten, bis die Krankheit als solche besiegt wäre …
Es kommt also ein zweiter Lösungskomplex dazu: Prinzipielle Freude an der gesamten Arbeitsaufgabe lässt uns auch einzelne „unappetitliche“ Teil-Arbeiten mit Freude erledigen. Oder sagen wir so: Es bereitet Befriedigung, sich als sinnvoll zu erkennen. Es hat eben – auch wenn das nicht Jedermanns Sache ist – etwas für sich, abrechnen zu können „Patient sauber, fühlt sich wohl!“. Alle die, die schon die Dankbarkeit von Hilfebedürftigen empfangen durften, wissen um ihren Wert für das eigene Selbstwertgefühl. (Wobei das Problem der Würde im konkreten Fall eher auf Seiten dessen liegt, der wie ein hilfloses Baby gepflegt werden muss.) Dem steht heutzutage in erster Linie der Zeitdruck entgegen. Das Auskosten zwischenmenschlicher „Belohnungen“ ist im Pflegeberuf nicht vorgesehen. Auch bei anderen Berufen gibt es vom Inhalt her „unangenehme“ notwendige Tätigkeiten, die „attraktiv(er)“ würden, erkannte man sie angemessen an. Dabei könnte (könnte …) auch heute schon ein Schreibtisch-“Arbeiter“ anerkennen, dass er zu mancher „Drecksarbeit“ gar nicht fähig wäre, dass e froh sein sollte, dass es andere Menschen gibt, die solche Arbeiten verrichten. (Er sieht nur, dass die seine Arbeiten nicht packen.) Was spricht dagegen, dass es einmal für einen solchen Zweck bei heute ganz abwegig erscheinenden Berufsgruppen Versionen von „Restauranttestern“ geben könnte? Das setzt natürlich immer voraus, dass jedes Ergebnis auf einen „Verantwortlichen“ zurückgeführt werden kann.
In diesen beiden Fällen liegt sozusagen ein „innerer Zwang“ zur Arbeit vor. Die Einzelnen erkennen aus freien Stücken die Notwendigkeit bestimmter Arbeiten und übernehmen bewusst Verantwortung für deren Lösung.
Trotzdem wird immer ein Rest bleiben, der gelöst werden muss, für den gerade niemand da ist. Und sei es, dass rein räumlich nicht genügend für eine Aufgabe zu Begeisternde zu finden sind, oder dass sich für bestimmte Aufgaben insgesamt zu wenige Menschen begeistern lassen.
Was spricht aber gegen ein allgemeines Findungs- und Bewährungsjahr?
Zum frei harmonisierten Arbeitswahlprozess tritt ergänzend ein stärker restriktives System hinzu. Je nach Notwendigkeit kann dies wie eine „allgemeine Wehrpflicht“ oder wie ein „freiwilliges soziales Jahr“ funktionieren. Für beide Systeme gibt es Argumente.
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