Zwischendurch vielleicht noch als Denkanstoß ein prinzipieller Vergleich von Mechanismen, die den Kapitalismus dem Sozialismus gegenüber überlegen macht … und umgekehrt. Hierbei muss ich einen Marx-Gedanken weiter führen, als der dies für erforderlich hielt (womit er bei vollzogener Weltrevolution Recht gehabt hätte):
Ein Grundbegriff Marxschen ökonomischen Denkens ist der des „Doppelcharakters“. Also alle Ware hat zugleich einen abstrakten Wert und einen konkreten Gebrauchswert, ist Ergebnis konkreter Arbeit, die zugleich über gewertete Arbeitszeit abstrakte Arbeit ist usw. Ihm war selbstverständlich, dass jede „Ware“ einen „Gebrauchswert“ haben MUSS, sonst würde sie ja nicht gekauft und somit erst (gesellschaftlich anerkannte) Ware.
Prinzipiell ist dies richtig und bis auf die Ebene des Wertgesetzes hinauf kann es so gesehen werden. Aber der Teufel liegt im Detail. Jeder Gebrauchswert ist nämlich konkret und schert sich als solcher einen Dreck um den abstrakten Wert der Ware.
Im Kapitalismus - und mit dem hat sich Marx ja beschäftigt – ist das gesellschaftlich gleichgültig. Man kann zahlen oder nicht. Nur das zählt. Elemente der Warenwirtschaft, wo dies kompliziert werden kann, werden „ausgelagert“. An sich ist es dabei gleichgültig, ob diese „Auslagerung“ privatwirtschaftlich geregelt wird – also zur „Selbstausbeutung“ eines „selbständigen“ Kleinen führt – oder vergesellschaftet wird, also durch den Staat finanziert wird. Wichtig beim ökonomischen Auftreten des Staates sind nur seine zwei Finanzierungsschienen: einmal die Beteiligung an allen Einkommen über Steuern, dann aber auch über Kreditaufnahme beim Kapital. Die Kreditaufnahme aber bewirkt letztlich, dass künftige Steuereinnahmen jeweils heutig zum Profit des Finanzkapitals werden.
Die Besonderheit, dass der konkrete Gebrauchswert nur insoweit Anerkennung findet, dass er ein abstraktes „allgemeines Äquivalent“ im Wert findet, ist dem Sozialismus aber fremd. Man möchte also auch den (z. B. mit Gesundheit) versorgen, der dies in keiner Weise bezahlen kann. Es werden also Bedürfnisse an Gebrauchswerten befriedigt, ohne dass dies ein Markt erlaubte, sprich: diese potentiellen Werte werden dem prinzipiell vorhandenen Markt entzogen. Er „hungert“. Andererseits können Waren, die kein individuelles Bedürfnis befriedigen, aber ein klassenherrschaftliches gesellschaftliches, also z. B. die Rüstungsindustrie nicht ausgelagert werden. Der sozialistische Staat als Gemeinschaftseigentum bezahlt die Rüstung mit dem (dann fehlenden) Wert der Waren, die ansonsten individuelle Bedürfnisse befriedigten. Der kapitalistische Staat bezahlt den privaten Produzenten mit dem vorweggenommenen Gewinn seiner durch die Waffen erzielten potentiellen Macht einschließlich künftiger Steuern.
Das bedeutet, dass eine sozialistische Wirtschaft im unmittelbaren Vergleich mit kapitalistischen eine überlegene Arbeitsproduktivität haben müsste, um mit jenen überhaupt gleich zu ziehen – obwohl sie ihre Eigentümer-Produzenten nicht zur Erhöhung der Arbeitsintensität zwingen möchte.
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