Dienstag, 28. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (85)

Es gibt einige Auffälligkeiten, mit denen man sich die moralische Ächtung seiner Mitmenschen als schwerste gesellschaftliche Strafe „verdienen“ kann. „Verschwendung von gemeinschaftlich Geschaffenem“ steht dabei weit oben. Dabei gibt es natürlich Verschwendungen, die besonders auffallen. Wenn jemand versuchte, ein eigenes „Schloss“ mit Park (bildhaft gesprochen) allein zu nutzen oder Ähnliches gehörte dazu, der Zusatzreserve-Privatwagen auch. Schwieriger ist die „gesellschaftliche Kontrolle“ erst bei kleinen Dingen. Also beispielsweise, wenn jemand so viel Milch oder Obst privat „hortet“, dass ein Teil davon ungenutzt, weil inzwischen verdorben, weggeworfen würde. Dazu kommt scheinbar das Problem, dass niemand wirtschaftlich genötigt ist, abgetragene oder ausgesonderte Sachen anzuziehen.
Ich schrieb „scheinbares Problem“, da ja der Haupttrend die Hervorhebung der Individualität ist. Im Wesentlichen wird es also normal sein, dass die meisten Sachen tragen, die zu ihnen (ihrer Meinung nach) besonders gut passen und nicht bestimmter Trendmerkmale wegen. Das heißt ja nicht, dass es keine Mode mehr gäbe – aber da die Zahl der Mode-“Schöpfer“ größer sein wird, nimmt die Zahl derer, die ihnen folgen, genauso ab wie die Zeit zunimmt, in der „man“ einem Einzeltrend folgt. (Allerdings muss man zwischen Originellem, Originalität und Originalem unterscheiden.)
Die Ess- bzw. Speisekammergewohnheiten werden bewusster aus individueller Selbstdisziplin erwachsen. Hier sollte man schließlich wieder nicht vergessen, wie gesellschaftliche Gegebenheiten Gewohnheiten beeinflussen: Ein Teil des „Hortens“ heute beruht ja auf der Annahme, ein Sonderangebot / Schnäppchen erwischt zu haben (erwischen zu müssen), etwas billiger zu bekommen, wenn man mehr davon nimmt usw. Dies fällt doch alles weg. Die Kombination eines unbeschränkten „Internets“ mit rechnergestützter Planung von Produktion und Verteilung gleicht im Normalfall jeden Mangel relativ kurzfristig aus. Wenn die Systeme entsprechend abgestimmt sind, können auch Kleinproduzenten mit Spezialinteressengruppen weltweit zusammenkommen. Man kann also davon ausgehen, das zu bekommen, was man braucht und wann man es braucht – ohne suchen zu müssen, wo man es eventuell günstiger bekommt.

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