Man stelle sich ihre technische Grundlage vor:
In einem weltweit unbeschränkt vernetzten Datensystem sind alle nicht abgesicherten Arbeitsaufgaben ausgeschrieben. Da es keine privaten Beschränkungen gibt, kann lückenlos jede Aufgabe in EINEM System erfasst werden. Ein Großteil wird zwar mittelfristig vorgeplant. Diese Planung muss aber nicht starr aufrecht erhalten werden. Es muss also immer mit punktuellen Lücken gerechnet werden. Nun kann entschieden werden, wie die konkrete Lücke geschlossen werden kann. Das Prinzip FSJ hieße hier also, dass sich die freiwillig zu Verpflichtenden im Windhundverfahren das für sie „Angemessenste“ heraussuchen. Das Wehrdienstprinzip wäre im Unterschied dazu absolut lückenlos und schlösse für den Dienstzeitraum die Verweigerung einer Tätigkeit ohne schwer wiegenden Grund aus.
Das Prinzip FSJ hätte natürlich eine größere Attraktivität und wäre sozusagen die vorletzte Möglichkeit. Denn auch im Kommunismus wird es „Modeberufe“ geben, bei denen Ablehnungen von Interessenten notwendig sein werden. Die bewiesene Bereitschaft, gesellschaftlich Notwendiges über die eigene Individualität zu stellen, wäre ein sinnvolles Auswahlkriterium unter vielen anderen – und das auch, obwohl sich die Kandidaten sich ihre gesellschaftliche Notwendigkeit hatten selbst aussuchen können.
In Runde 1 wird also jede „freie Stelle“ (welt)offen ausgeschrieben – unabhängig davon, ob sie als „freie Stelle“ in Sinne einer angestellten Berufstätigkeit in unserem heutigen Verständnis handelt, oder ob es um eine zu lösende „Aufgabe“, ein fertigzustellendes Projekt geht. Welche Auswahlkriterien es zur Besetzung geben wird und ob überhaupt, wird von Aufgabe zu Aufgabe verschieden sein. Sicher wird in dieser Runde kaum besagtes Windhundverfahren (Wer zuerst kommt, greift zu) zur Anwendung kommen. Man denke sich alle Grenzen weg außer der unterschiedlichen fachlichen Kompetenz. Da es unter entwickelten kommunistischen Bedingungen auch keine Sprachbarrieren geben wird, kann also auch weltweit nach geeigneten Fachkräften gesucht und demzufolge gefunden - werden.
Sollte etwas problematisch sein, so kann es kurzfristig durch Runde 2 überbrückt werden. Die FSJ-Windhunde wissen, dass sie eine Verantwortung übernehmen, bei der sie einen Mangel an dauerhaft Freiwilligen überbrücken. Mit anderen Worten: Die Aufgabe als solche bleibt ausgeschrieben für Bestqualifizierte und Interessierte – was natürlich den „Zwangsfreiwilligen“ kein Hinderungsgrund ist, sich dauerhaft um seinen Platz zu bemühen.
Sollte wider Erwarten auch nach dieser Runde immer noch eine Aufgabe unerledigt bleiben, bliebe Runde 3, das Pflichtjahr.
Es widerspricht kommunistischer Logik, alle Menschen „zu ihrem Glück zwingen“ zu wollen. Es wird also niemand als „asozial“ verfolgt, wenn er zeitlebens im Wesentlichen keiner geregelten Arbeit nachginge. Solcherart Zwang führt im Allgemeinen zu einer allgemeinen Senkung der Arbeitseinstellung, da Widerwillen stark ansteckend wirken kann. Es widerspricht aber kommunistischer Logik ebenfalls, wenn Notwendiges einfach liegen bliebe. So klein dieser Sektor auch sein möge, er ist ein Sicherungsnetz für die Gemeinschaft. Auf keinen Fall möchte ich hier für eine wie auch immer umschriebene Arbeitspflicht auftreten. Aber es geht ja kommunistisch um die Vielfalt der Möglichkeiten. Und eine der Möglichkeiten sollte der Gemeinschaft erlauben, potentiellen „Bedrohungen“ zu begegnen.
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