Sonntag, 6. Februar 2011

Deutschland, der Rentnerstaat, oder Ägypten ist woanders … (1)

Als Wladimir Iljitsch den Ausdruck „Rentnerstaat“ gebrauchte meinte er etwas Anderes als die geistige FDP heute, die irgendwie moderne Gaskammern für alle Leute wünschte, damit nicht Greise verfressen, das Leistungsträger von der Kreativität der Zumwinkels, Ackermanns, Riesters oder Mehdorns an deutschem Kapital noch vermehren könnten. Er, also der Lenin, stellte fest, dass es unter den Bedingungen des herangereiften Imperialismus ganze Staaten gibt, die ihren Reichtum auf der Ausbeutung anderer aufbauen können. Was den Bewohnern als besonderer eigener Fleiß oder Ähnliches vorkommen mag, ist letztlich eine aus dauerhafter wirtschaftlicher (monopolistischer) Überlegenheit erwachsene „Rente“, von der ein paar Krümel in die eigene Massen verstreut werden.
Das bescheuerte Schicksal von Möchtegern-Revolutionären /-Kommunisten in Deutschland ist eben, dass das nachfaschistische Deutschland eben als potentielle Speerspitze gegen die drohende Gefahr einer gemeinschaftsorientierten Gesellschaft aus dem Osten erneut zu einem solchen Rentnerstaat aufgebaut worden ist. Wenn wir den Revolutionstheoretiker ernst nehmen – und es gibt zu wenige Gründe, dies nicht zu tun – dann leben wir hier in einem jene Staaten der Erde, den der gesellschaftliche Fortschritt am spätesten erreichen wird.
Auf der einen Seite müssen wir nicht nur, wir können vielleicht sogar auf Andere hoffen. Wie Lenin untersuchte, reißt eben die Kette der Macht an ihrer schwächsten Stelle, dort, wo die Widersprüche am schärfsten sind. Insofern sollte uns die Entwicklung in Ägypten nicht zu sehr überraschen. Dort sammelten sich besonders viele Gründe an für Empörung. Zu befürchten ist allerdings, dass die dortige „revolutionäre Situation“ nicht zum großen gesellschaftlichen Fortschritt führen wird. Zu wenig ist erkennbar, dass es eine politisch (und meinetwegen auch organisatorisch) führende Kraft gibt, die ein umfassendes antiimperialistisches Konzept zur Umsetzung vorlegen könnte. Zu groß ist demzufolge die Gefahr, dass die wirtschaftlichen Dampfwalzen dieser aufgeteilten Welt ihre „marktwirtschaftlichen“ Ideen der für sie „freien“ „Demokratie“ der inneren Bewegung aufdrängen oder dass sich neue „Jungtürken“ mit oder ohne religiösen Weltbildern an die Spitze drängen können.
Das Spannende am Konzept einer materialistischen Geschichtskonzeption ist aber gerade, dass sich nicht mathematisch determinierbar voraussagt, wann wie wo die erfolgreiche Revolution zur letztlich kommunistischen Gemeinschaft ausbricht, sondern nur deren Sinnhaftigkeit begründet.

2 Kommentare:

  1. Ein Josef Ackermann hat Deutschland den (finanziellen) "Arsch" geretttet. Er war es, der massiven Druck bei unserer "blinden" Bundesregierung gemacht als es um die HRE (Hypo Real Estate) ging. Diese untergehen zu lassen wäre einem Supergau gleichgekommen! Und für die, die es noch nicht begríffen haben - ohne Geld geht GAR NICHTS - dann gibt´s auch kein Hartz IV mehr ... Selbst diesen Leuten hat ein Herr Ackermann den A... gerettet. Diese (Neid)debatte in Deutschland macht mich krank! Macht endlich die Augen auf - ohne Geld geht gar nichts, keine Krankenhäuser, keine Kirchensanierung und auch kein Sozialtransfer ...

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  2. Sehr witzig: Was ist denn "Geld", ohne das gar nichts geht?
    In letzter Konsequenz ist es ein "allgemeines Äquivalent" der in allen Waren enthaltenen Arbeit. Also wenn schon, dann "ohne Arbeit geht gar nichts". Und was hat z. B. Steuerhinterziehung und andere Wirtschaftskriminalität mit Neiddebatte zu tun? Meinst du, ich greife die großen Gauner deshalb an, weil ich an ihre Stelle treten möchte?
    Ein Krankenhaus, das vom Gesichtspunkt des Geldes her betrieben wird, ist ein Geschäft mit Gesundheit. Soll ich also noch dankbar sein, wenn ich mir überlegen muss, ob ich mir den Gang zum Arzt leisten kann, weil es wichtiger ist, eine HRE-Bank zu retten?
    verwundert
    Slov ant Gali
    ohne Sozialtransfer

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