Mittwoch, 2. Februar 2011

Hans Heinz, mir graut´s vor dir!

Überschrieben ist der gesamte Beitrag mit „Dialektik der Vernunft“, garniert überall mit vielen Hegel-Zitaten. Ich kannte ihn ja, jenen Hans Heinz Holz, auch schon früher als selbsternannten Hegelnachfolger, dem Marx leider nicht ganz gerecht geworden wäre.
Dieser Beitrag aber ist einfach … zu hart.
Man könnte die formale Logik ja so weit treiben, dass Holz hier Stalin als Heroen bezeichnet oder dem armen Hegel gar eine solche Wertung in den Mund legte.
Nun gut, er schmeißt alle Moralität in den historischen Mülleimer. Aber muss er so geschmacklos sein, Hunderttausende aufrechte Kommunisten, weil sie an einzelnen Schritten des Generalissimus offen zweifelten, Opfer wurden ihrer eigenen Überzeugung vor einem Selbstherrscher, als „...manche unschuldige Blume zertreten … auf ihrem Wege“ zu beleidigen?
Sollte der alte Mann meinen, er läge auf Lenins Linie, dann möge er daran denken, dass jener durchaus einen friedlichen Verlauf der russischen Revolution angestrebt hatte – noch 1917. Insofern gerät der Russische Revolutionsführer zum Schluss noch in eine Opportunistenecke zusammen mit Gesine Loetzsch. Natürlich ist sie „Sozialdemokratin“. Die Frage, ob sie NICHT auch wie Lenin Revolutionärin werden würde, wenn es die Klassenkampfsituation geböte (leider tut sie das nicht, jene aktuelle Klassenkampfsituation in Mitteleuropa), könnte nur in eine solchen Situation entschieden werden.
Irgendwie sehe ich mich als unnützer moralisierender Kleinbürger bereits von H-H-Holz-Köpfen erschossen.
Der Artikel stinkt einfach nach Verabsolutierung des Terrors. Solange der Große Führer sagte, der Sozialismus bin ich, war (weil er wirklich nicht der Imperialismus WAR) alles was er tat, sozialistisch richtig und alles Andere nicht?!
Und ab dem XX. Parteitag war alles Essig? Ach wenn Stalin noch lebte, … dann gäbe es zwar keine moralischen Kommunisten mehr, aber wir hätten unser klassenkämpferisch-terroristisches System noch, also seines …? (Okay, Gorbatschow hätte dann auch eine Kalaschnikow rechtzeitig seiner Schädlichkeit beraubt.)
Natürlich hat Holz Recht mit dem Begriff eines „In sich widersprüchlichen Fortschritts“. Natürlich hat er Recht, dass die Revolution gerade Recht und Moral umkrempeln. Natürlich hat er Recht, dass (nur) Moralisieren nicht die Welt verändert. Aber ich bin dann schon der Meinung, dass Napoleon Interventions- und Eroberungskriege geführt hat, zumindest nach Überschreiten des Rheins gen Osten und damit der negative Aspekt seines Fortschritts damit bereits überwog – also der positive Terror dieser bürgerlichen Revolution nicht erst mit Waterloo endete.
Worauf Holz überhaupt nicht eingehen möchte ist, dass eben jener Stalin NICHT den Fortschritt als Heroe verkörperte, viel Schreckliches und der weiteren Entwicklung unserer gesellschaftlichen Bewegungsmöglichkeiten Abträgliches getan hat, aber eben auch viel zum Systemüberleben Notwendiges. Dass der Begriff „Stalinismus“, wenn man ihn nicht nur als Keule gegen „Kommunismus“ oder Vergleichbares einsetzt, eben die kreativen inneren Widersprüche aktivierenden Kräfte zugunsten eine Person abtötende Verhältnisse bezeichnet. Nicht politische Macht eine Klasse, sondern Verengung dieser Klasse auf eine Person und ihr militärisch-hierarchisch untergebene Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten. War das ALLEIN Folge der komplizierten Klassenkampflage? Wo gehobelt wird fallen Späne und wer nicht rechtzeitig merkt, dass allein richtig sein kann, was der Generalissimus richtig findet, wird zum fallenden Span … Also die kommende Gesellschaft muss bereits in der Revolution BEGINNEN, eine eigene Moralität zu leben.
In seiner schamlosen Verherrlichung revolutionärer Unmoral entwickelt sich sich der alte Holz zu einer Gefahr für die notwendige Attraktivität der Gesellschaft, die wir unbedingt brauchen. Selbst, wenn der Vorwurf der Ahistorizität an den Geschichtsprofessor Pätzold richtig wäre, würde ich den vorziehen. Lieber ein Stück Stalin zu viel entsorgen und erreichen, dass sich die Massen für den Sozialismus / Kommunismus entscheiden, die keinen stahlmantelgeschossgehärteten Hegel aus der Zitatenkiste holen können, als ohne oder gar gegen die in der Barbarei kapitalistischer (Um-)Weltvernichtung zu krepieren.
Schützt sozialistisches Zeitungspapier vor Kindstötern. (Auch das ist „Dialektik“: Dadurch die Revolution verhindern, dass man ihre Gewaltaspekte in Momenten verherrlicht, in denen erst die Keime einer in ihrer Form völlig offenen neuen Revolution heranreifen sollen.)

9 Kommentare:

  1. Das ist schon so ein Leid - mit dem Stalinismus - An ihm zerbrechen die Linken - ist ja so gewollt - aus dem Grund hatte der große Manipulator auch die Idee dazu - ach so ich vergaß den Namen nannte sich Göbbels. Ist nachzulesen, dass die meisten Greueltaten die Stalin zuzuschreiben sein sollen aus Göbbels Proaganda-Ministerium stammen und sich die heutigen Stalinanfeinder auf diese Quelle beziehen. Sollte man als LINKER auch tun - oder? Schließlich ist ja nach neuester Geschichtsschreibung nur Hitler am Faschismus schuld und man kann Göbbels wieder zu Werbezwecken verwenden. Wer aus Hans Heinz Holz Holzkopf macht - muß sich gefallen lassen ebenso hart angegangen zu werden - denn Diskussion, Meinungsaustausch und Meinungsfindung kommt ohne Beleidigungen und Anfeindungen aus - es sei denn es gehen die Argumente aus.

    Ich kann nur immer wieder empfehlen die Schrift "Stalin anders betrachtet" zu lesen. Nicht um als Stalinist angesehen zu werden, sondern weil in dieser Schrift fast jede Begenbenheit mit konkrten Quellen hinterlegt ist - also doch weit wissenschaftlicher sich mit der Thematik auseinandersetzt, als es die meisten Antikommunisten machen und die Linken um hinter diesen nicht zurückzustehen, um zu beweisen, dass sie ja gute Kommunisten - falsch Sozialisten sind.

    Fakt ist, dass mittels der Thematik des Stalinismus durch die Reaktion das Lager der Linken zerspalten, zersplittert und vernichtend zertrampelt wurde. Ist also erst einmal die Frage erlaubt: Wem nutzt es?
    Bringt die Wiederholung der "Verbrechen des Kommunismus" die Linke weiter oder fördert sie die weitere beständige Macht der Imperialisten und Kriegstreiber. Sollte also eher gewissenhaft und ohne Vorurteile, sich mit der Epoche auseinandergesetzt werden - oder ist es klug, die Hetze Göbbels fortzusetzen?

    Bitte ohne Empörung und ohne Vorurteile nachdenken

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  2. Stopp - ich habe meinen Namen vergessen und dabei stehe ich immer zu dem was ich von mir gebe. Bei der Art der Kommentarveröffentlichung komme ich aber nur über Anonym weiter

    Die Sätze da oben stammen von mir. Ich stehe dazu - ohne zu behaupten, dass es in der Zeit als Stalin die Verantwortung getragen hat, keine Fehler gegeben hat. Leider hat es in allen Entwicklungsabschnitten der sozialistischen Staaten Fehler gegeben - es waren zu viele - sonst hätte uns die Konterrevolution nicht hinweg gefegt und alle sozialen Errungenschaften zunichte gemacht. Das was man Stalin jedoch unterstellt, davon glaube ich genausoviel wie von der offiziellen Darstellung zum 11.September 2001. Faschisten und Kapitalisten, werden nie die geschichtlichen Abläufe im Sozialismnus auch nur annähernd der Wahrheit entsprechend darstellen. Sie werden immer wie bei jeder DEMO die in Deutschland erfolgt die Zahlen nach ihren Gesichtspunktehn hoch oder runter rechnen. An der Stelle können wir das noch erkennen - und an anderer Stelle glauben wir ihnen einfach - ist das klug?

    Günther Wassenaar
    wassenaar@web.de
    01627636376

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  3. Hallo Roter Prediger.
    Es gibt vieles in Deinen Texten, das mir kraus vorkommt. Manches finde ich anregend, anderes bringt mich zum Schmunzeln und immer wieder mal schüttel ich auch den Kopf. Aber das hier ist nur unter der Gürtellinie - nicht ein einziges Argument, nur abstrakte Moralisiererei und gegenüber Holz´Argumenten so feine Vorwürfe wie der, dass der Mann ALT sei.

    Das ist unter Deinem Normalniveau.

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  4. Hallo Sepp, hallo Günther,
    erst einmal richtig: Den Artikel zu dem Holz-Artikel habe ich emotional erregt geschrieben. Ich kenne ihn ja, besonders seine Liebe zur Hegelschen Dialektik. Allerdings dessen Blümchenzitat empfand ich als Beginn der Debatte unterhalb der Gürtellinie.
    Wenn eine Position, dass Verbrechen Verbrechen sind, Moralisieren ist, dann bin ich wohl ein Moralisierer. Ich wage mir kein Urteil, ob ein Stalin alles, was er getan hat, in der festen Überzeugung getan hat, es wäre für den Aufbau des Kommunismus notwenig, oder ob er nicht auch gelegentlich jener Verführung der Macht zum Opfer gefallen ist, einfach potentiell lästige Konkurrenten um die höchste Stufe einfach zu Systemfeinden umzudeklarieren, um sie loszuwerden. Auch er war ein Mensch und es gehört ja zu den Zielen der sozialistischen Demokratie, dass die Macht im Staate erst einmal TATSÄCHLICH zur Macht der Klasse des Proletariats zur entwickeln ist ... um letztlich politische Macht gegenstandslos werden zu lassen. (schlecht ausgedrückt, ich weiß)

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  5. Aber man neigt in Diskussionen zu Überspitzungen, denn als eine solche fasse ich deinen Kommentar auf. Für mich liest er sich so, als sei alles, was je Stalin zugeschrieben wurde, Göbbelsche Erfindung. Das Traurige dabei ist, dass immer mehr auf solcher Basis diskutiert wird.
    Für mich ist "Stalinismus" dank späterer Geburt weniger an die Person eines Stalin gebunden. Mich interessiert eher, ob es Machtmechanismen gibt bzw. genauer, wie man Machtmechanismen bekämpfen kann, die ja nicht nur den Stalin hervorbrachten - da sorgten mehrere Kriege mit dafür, dass der Ruf nach einem "Generalissimus" vernünftig erschien - sondern eben auch einer kleinen Gorbatschow-Clique.
    Die positive Auslegung wäre "Die zurückliegenden Jahre ohne Kapitalismus haben bereits ein Klima des Vertrauens so weit getrieben, dass es in Sorglosigkeit gegenüber Saboteuren umgeschlagen ist". War es das? Oder war es ein neuer "Untertanengeist", bei dem der Titel Zar durch den des Generalsekretärs / 1. Sekretärs abgelöst wurde?
    Wir wollen doch möglichst bald das Heft der Geschichte wieder selbst schreiben. (und uns nichts von diversen Göbbels-Geistern vorschreiben lassen)
    Heiligt denn wirklich der Zweck JEDES Mittel?
    Meines Erachtens war es das so uneingeschränkte JA, das ich im Holzschen Beitrag herauslas,dem ich einer anderen Dialektik wegen nicht folgen kann: Der Dialektik von Inhalt und Form. Dass nämlich die Form zum Inhalt werden kann, dass die Erscheinung zum Wesen werden kann - und zwar nicht nur in der vorsätzlichen Propaganda der bürgerlichen Selbsterhalter (die greifen immer jede Erscheinung in ihrem Interesse auf und erklären sie zum Wesen) sondern wirklich.
    Fehler, lieber Günther, macht man als Mensch, wnn man etwas macht. Als Gruppe, sprich Klasse, gilt es ALLE menschlichen Fehler zu analysieren, um sie so weit es geht, künftigenfalls eben zu vermeiden.
    Insofern glaube ich nicht, dass ich "kein einziges Argument" hatte. Oder sollte ich HHH so missverstanden haben, dass ich in seinen Worten hörte, das ist Revolution, da gibt es keine Moral? Und demzufolge vor Angst aufschrie, wir müssen diese Revolution mit unseren Menschen machen - sollen wir den sagen, seid unmoralisch, zumindest erlaubt uns, es zu sein? Ist nicht eher schon jetzt eine BESSERE (sozialisische) Moral gefragt? Kalteneggers? Zum Beispiel?
    Und, lieber Wolfgang, die Frage, wem nutzt es, ist gut, aber selten einfach zu beantworten.
    Der "Sozialist" / "Kommunist", der wohlmeinend sagt, wir sollten alle Kapitalisten BESEITIGEN?
    Er hat nicht Unrecht. Aber wer nimmt ihn wie an? Wie groß war der Schaden derer, die im vorgeblichen Sinne des "Sozialismus" in der DDR ihr Süppchen gekocht haben? Wie groß war der Schaden, dass wir unsere Defizite so sehr unter den Teppich geschoben haben aus Angst, sie zu offenbaren, nutze dem Klassenfeind? Hat nicht letztlich gerade das Schönreden uns mehr geschadet?
    Hm ...
    So auf die Schnelle ...
    Und, Günther, gönne mir den Künstler-Namen. Unter dem schreibe ich, mit dem identifiziere ich mich.
    Und ... solange wir miteinander reden (schreiben) ist Hoffnung. Ich möchte diese Entzweierei nicht verstärken ...

    Der schon geschriebene Kommentar wurde wegen Überlänge nicht angenommen. So habe ich zwei Teile draus gemacht ...

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  6. Mir ist unklar, inwiefern man hier HHH eine "schamlose(n) Verherrlichung revolutionärer Unmoral" unterstellen kann. Und genau dieser Punkt findet sich auch in der demagogischen Antwort des "Dreigestirns" Hager-Brenner-Steigerwald auf den HHH-Artikel "Dialektik der Vernunft" wieder. Diese unsägliche Wiederholung der Nazipropaganda über die "Verbrechen Stalins" fanden 1956 letztlich in Chruschtschows Lügen ihren makabren "Höhepunkt", was ja bekanntlich mit der Abschaffung der KPdSU endete. Dazu hat sich Dr. Kurt Gossweiler eindeutig geäußert. Dem gibt es, glaube ich, nichts hinzuzufügen. Siehe: http://sascha313.blog.de/2011/04/29/gewalt-verteidigung-kommunismus-unmoralisch-11073887/
    Rote Grüße
    Norbert

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  7. http://lyziswelt.blogsport.de/2011/06/17/notwendige-bestimmungen-zu-einem-richtigen-begriff-des-stalinismus/

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  8. Habe mir natürlich den "Stalinist"-Artikel reingezogen. Leider ist er als Blogartikel insgesamt zu lang. Aber schon das ist nett:

    Der Stalinismus ist also nichts anderes als ein verteidigungsfähiger absolutistischer Sozialismus, mithin die historische Notwendigkeit auf dem Wege zum Kommunismus. Sein ebenso notwendiger Sowjetstaat ist dabei die einzige Garantie seiner Existenz und schon deshalb uneingeschränkt zu begrüßen und zu erkämpfen. Medium dieser Erkämpfung und Durchsetzung kann nichts anderes sein als die Bolschewistische Partei. Ablehner von organisierten Proletariern und Kommunisten, Parteifeinde aus Prinzip also, sind von daher auch als Gegner zu betrachten und dementsprechend zu bekämpfen. Die generelle Ablehnung von kommunistischer Organisation ist als anarchistische Kinderkacke, als romantische Naivität höchsten Schwachsinnsgrades auszumachen und entsprechend zu vernichten; überhaupt ist das Anti-Partei-Gefasel heute die schlimmste und hartnäckigste Ideologie – dass sie ausgerechnet von den angeblichen „Ideologiekritikern“, also Adorniten und sonstigem liberalistischen Professorengeschmeiss ausgeht, ist dabei die historische Ironie. Wer allen Ernstes meint, auch nur im Ansatz irgendwas von den Klassikern des Kommunismus Antizipiertes Wirklichkeit werden lassen zu können, ohne dabei auf die Form der Partei zurückgreifen zu müssen, möge sich doch bitte schleunigst eine Einweisung holen oder direkt erschießen.

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  9. HHH hätte Russisch lernen sollen, ebenso alle, die ihm heute nachbeten. Dann hätte er die Diskussionen der Nachfolger der von Lenin und Stalin dominierten UdSSR verfolgen können. Auch Russen verstehen etwas von ihrer Geschichte. Und sie haben in den vergangenen 20 Jahren einiges dazu gesagt hat. Auch 20 Bände zur Geschichte der Dialektik ersetzen nicht die Erfahrungsberichte der von durch Marxisten-Leninisten-Stalinisten betriebenen Betroffenen eines in der Tat weltgeschichlich einzigartigen 70-jährigen Experiments. Eines Experiments, in Folge dessen der gesamte eurasische Raum heute der historische Exitus droht. Und dann nocht etwas: Stalins Verbrechen wurden nicht von Herrn Göbbels erfunden, sondern lassen sich heute "meterweise" im russischen Internet nachlesen, verfaßt von russisch sprechenden Menschen, die dort leben, wo HHH nie auch nur einen normalen Arbeitstag hätte leben wollen. Dann doch lieber in der präfaschistischen Schweiz philosophieren. Oder besser noch: Einfach Russisch lernen!

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