Es ist anzunehmen, dass es ewig Aufgaben geben wird, für deren Erledigung sich nicht genügend Menschen freiwillig finden werden.
Ich stimme Marx soweit zu, dass die Entwicklung „der Produktivkräfte“, also u.a. von Maschinen und Programmen, die Zahl von unerwünschten Arbeiten und deren berechtigte Unbeliebtheit fortwährend mindern werden. Aber es wird sich immer neu etwas zu tun finden, was a) unangenehm sein, b) (noch) nicht automatisiert lösbar sein und c) nicht in hohem Ansehen stehen wird. Es ist richtig, dass immer wieder neu technische Lösungen gefunden werden werden, solche Tätigkeiten auf „Roboter“ zu delegieren. Aber es kann ja nicht die Losung ausgegeben werden, wir können das Unangenehme noch nicht beseitigen – warten wir ab, bis es soweit ist.
Schwere Arzt-Arbeiten dagegen sind schon jetzt hoch angesehen. Die Zahl schwieriger Probleme, mit deren Lösung eine hohe Wertschätzung verbunden sein wird, wird leicht zunehmen. Was aber wird aus dem Rest?
Es kann sein, dass sich mit der Entwicklung des Kommunismus Mechanismen des Umgangs zwischen den Menschen herausbilden, die wir uns heute beim besten Willen nicht vorstellen können. Mit einigem Vergnügen las ich z. B. einen utopischen Roman aus frühen DDR-Zeiten, in dem sich die Schulabsolventen vor der „normalen“ beruflichen „Karriere“ der aufstrebenden Kommunismus-Menschen Herkules-Arbeiten /-tests, -bewährungsproben stellten. Mit Begeisterung wohl gemerkt. (Man bedenke, zu den originalen gehörte das Ausmisten eines Stalles.)
Aber es gibt auch Methoden, die wir heute gewohnt sind. Das Gros der heutigen Länder der Erde kennt z. B. eine „allgemeine Wehrpflicht“. Ihr perverser Inhalt, sich mit dem Töten von Menschen zu beschäftigen, wäre weggefallen. Einen Staatsapparat, der wie auch immer geartete Feinde zu unterdrücken hätte - zumindest im organisierten großen Stil - gäbe es auch nicht mehr. Aber was hindert eine allgemeine Volksversammlung der Erdenbewohner daran, etwas im weitesten Sinne an eine solche Wehrpflicht Erinnerndes zu beschließen? Das würde deutlich weniger starr zu handhaben sein, so wie sich eine kommunistische Gemeinschaft erlauben wird, die Individualität jedes Menschen umfassend zu berücksichtigen. Aber ist es – nur um eine Beispielzahl zu nennen – nicht einsehbar, dass die Gemeinschaft für jedes einzelne ihrer Mitglieder bestimmt, was dieses Mitglied zumindest ein halbes Jahr lang tut (tun muss), damit es den Rest seines gesamten Lebens tun kann, was es tun will? Unabhängig von jedem ökonomischen Druck gibt es dies doch heute auch?! Ich hielte es bereits bei dem heutigen Stand der Produktivkräfte für gar nicht so phantastisch, dass in zwei „Pflichtjahren“ alle (!) Aufgaben erfüllbar wären, die nicht schon heute jemand freiwillig von sich aus übernehmen möchte.
Ein Wesenszug kommunistischer Arbeit wird jedoch sein, sich die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass jede Arbeit immer mehr angenehme Bestandteile enthält, also alles Unangenehme beseitigt wird.
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