Freitag, 10. Dezember 2010

Wikileaks und die Philosophie der Wahrheit

Wer die "Junge Welt" aufmerksam liest, wird stutzen: Mitunter finden sich in einer einzigen Ausgabe zwei Beiträge zu den Enthüllungen von Wikileaks, von denen eine das Portal verteidigt und die Verfolgungen seines Gründers und seiner Vertreter / Zuträger anprangert, ein anderer aber den Betreibern "mindestens" Naivität bescheinigt, weil die Enthüllungen wie bestellt für Kriegsvorbereitungen wirkten.
Wie verträgt sich das?
Das Kernproblem ist das der "Wahrheit" in philosophischer, aber auch ganz praktischer Hinsicht, ist die Frage, was "wahr" ist.
Beinharte Marxisten machen es sich mitunter einfach. Die stellen die Frage "Wem nützt es?" und leiten alles Nachfolgende davon ab. Diese Herangehensweise ist mitunter gefährlich, denn sie bewirkt Unterdrückung - und sei es deshalb, etwas KÖNNTE schaden.
Woher kommt ein solches Denken?
Die Antwort ist einfach: "Die Wahrheit" ist eine Abstraktion des Denkens. Als Abstraktion ist sie möglich und sie kann abgebildet werden - so wie es die Unendlichkeit gibt und wir sie abbilden, indem wir sie "Unendlichkeit" nennen und ihre einzige Eigenschaft wissen, nämlich, dass sie nirgends endet. Wird es aber konkret, dann ist JEDE Aussage bis zu einem bestimmten Grad unwahr. Selbst, wenn man exakt protokolliert, was jemand in einem bestimmten Augenblick gesagt hat, so weiß man noch lange nicht, was demjenigen in dem Moment durch den Kopf ging, ob er also das gemeint hat, was wir meinen würden, wenn wir das sagen, was die Person gesagt hat.  (Primitives Beispiel: Wenn A  B einen "schönen Menschen" nennt, so müssen wir mindestens wissen, ob er dies nicht etwa ironisch oder spöttisch gemeint hat.)
Das Gehirn macht sich das mitunter einfach (muss es auch): Das unterstellt, wenn es keine konkrete gegenteilige Erfahrung gemacht hat, dass der Andere denkt und meint wie man selbst. Aber das ist natürlich ein voreiliger Trugschluss.
Wir abstrahieren also jede Minute von einer Unmenge von Details, die wir in dem Augenblick für unwichtig halten. Werden also "Dokumente enthüllt", so fehlen imme irgendwelche Zusammenhänge. Wählt dann noch eine Zeitung aus der Masse aus, dann erfolgt die Auswahl mit einem mehr oder weniger bewussten Zweck. Mindestens muss es spektakulär, also umsatzfördernd sein. Und der Redakteur hat dann noch einen kleinen Mann im Gehirn sitzen, der immer brüllt "Guck mal da: Habe ich das nicht immer schon gesagt?"
Durch die freiheitsfeindlichen Verfolgungen eigentlich noch nicht so streng geheimen Dokumente wird ihre Wertigkeit für die Öffentlichkeit noch erhöht. 

Fortsetzung folgt

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