Freitag, 14. Januar 2011

Wer sind die Bösen? - Wurzeln für den Erfolg faschistischer Regimes


Wer je die Gelegenheit hatte, sich mit Henkern, Mitläufer-Faschisten oder anderen Mitmachern in einem auf moralischen Verbrechen gestützten System zu unterhalten, stieß sicher neben den Überzeugungstätern auf die riesige Gruppe derer, die ihr Verhalten mit zwei Argumenten zu rechtfertigen suchen:
  • Wenn ich den Job nicht angenommen hätte, hätt´s ein Anderer getan, und
  • ich brauchte ihn zum Leben.
Natürlich sprechen dabei auch viele nicht unbegründet vor der Angst, für eventuellen Widerstand bestraft zu werden. Aber lassen wir die etwas „außen vor“.
An der Oberfläche bleibt der selbst ernannte Richter, der fragt, was denn das für Individuen, für Menschen seien. Natürlich kann man all denen Charakterschwäche und Ähnliches vorwerfen. Aber wäre damit das System erklärt? Also Faschismus als Beweis für die Schwäche „des Menschen“?
Nur in einer Hinsicht: Da die Zahl der „Mitläufer“ im Normalfall die Mehrheit ausmacht, hieße das, dass sich jedes System, dass sich einmal installiert hat, dauerhaft halten kann, wenn es nicht in sich selbst zerfällt.
Marxistisch radikal zu denken geht anders. Da muss man sich die Frage stellen, was zu verändern wäre, damit die beiden Argumente nicht mehr griffen. Denn die zwei Argumente belegen ja eben nicht, dass „die Menschen“ „schlecht sind“. Sie sind ja sachlich richtig. Natürlich hätte Herr X das Angebot, Henker zu werden, nicht annehmen müssen. Aber dann wären vielleicht seine Kinder Hungers gestorben. Ist e also schlecht, weil er seine Kinder dem Schicksal fremder vorzieht?
Radikal gedacht heißt also, Gesamtbedingungen zu schaffen, die keines Henkers bedürfen, solche, die der gewaltsamen Machtausübung überhaupt den Boden entziehen. (Das schließt eben auch die Bedingungen ein, die Systeme ein, denen man den Namensstempel „Stalinismus“ verpasst hat.) Deshalb also kein „Privateigentum an Produktionsmitteln“. Dieses Eigentum zwingt den Einzelnen zu einem bestimmten Handeln, will er Eigentümer bleiben. (Wie die Formen, die Macht solchen Eigentums zu verteidigen, die Machtgeilen an die Oberfläche spült, die ihre Gegenmacht auf Gewalt stützen, z. T. Allerdings auch stützen müssen.)
Dasselbe gilt für die einzelnen großen Manager, die Ackermanns usw. Der Umfang ihres Erfolgs liegt in dem Grad, im dem sie sich den ungeschriebenen Gesetzen des abstrakten (!!!) Eigentums entsprechend verhalten.
Wie abstrakt solcherart Eigentum auftreten kann (nicht muss), zeigen die sogenannten Pensionsfonds, wie sie aus den USA in die Welt schwappen. Theoretisch wären die „Eigentümer“ u.U. Hunderttausende Gesichter auf eine angemessene private Rente Hoffender. Ebenso theoretisch verwalten Manager solche Fonds. Praktisch kämpfen die Fonds um ihre Selbstvermehrung. Sie würden sogar die aktuelle Existenz derer zerstören, die sie mit Einlagen für die eigene Rente füttern, wenn dies gerade taktisch Erfolg versprechend wäre.
Das große Fressen für Verbrechen aus Überzeugung ist, dass man eben, um von einem in den anderen Raum zu kommen, durch die Wand muss. Und selbst, wenn dort eine Tür ist, bedarf es vorübergehender Gewalt, um sie zu öffnen. Und erkläre einmal einem, der sein Zimmer geflutet sieht und dem das Wasser bis zum Hals steht, er dürfe aber die Klinke nicht drücken, weil dies Gewalt sei.
Wie froh war ich unter solchen Gesichtspunkten, in der DDR aufgewachsen zu sein, wo ich mich allen Menschen verachtenden „Befehle“ bereits entziehen konnte ..

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