Wo beginnt „Gewalt“ und wo endet „Freiwilligkeit“? Bei der Anwendung oder Androhung von Schlägen / Folter? Doch wohl nicht.
Man muss einfach einmal wegdenken, dass man sich heute bestimmte Dinge und Menschen schlicht kaufen kann. Gäbe es aber das nicht, blieben immer noch freundschaftliche Beziehungen, die die, die sie nicht haben „Seilschaften“ nennen würden. Steht nicht derjenige bereits unter Druck, der seine Lieblingstätigkeit ausüben möchte, aber (erst fast und dann) alle, die solch eine gesuchte Beschäftigung ausüben dürfen, haben ihre „Herkulestaten“ hinter sich? Steht er nicht unter einem moralischen Druck, sie auch zu bewältigen – und sei es nur, um dazu gehören zu können? Und das Dazugehörenwollen ist eine mächtige Triebkraft – selbst ohne offenen Druck. Ein psychischer Druck, der z. B. wirkte, sobald man offen wählen DARF. Dabei bleibt zwar formal das Recht, geheim zu wählen durch Nutzung der Kabine, also formal die Freiwilligkeit. Aber dieses Wählen in der Kabine wird sofort zu einer Abgrenzungshandlung der Gesellschaft gegenüber. Je offener die gesamte Gesellschaft ist, umso stärker wirkt diese indirekte Anpassung. Das hat übrigens nicht notwendig mit Konformität zu tun. Wenn jeder offen seine Individualität „auslebt“, wirkt dies für „Anpasser“ genauso. Ein solcher „Anpasser“ muss eigene Individualität zeigen, allein um dazuzugehören!
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