Montag, 17. Januar 2011

Wie, bitte, geht´s zum Kommunismus? (2)

Daraus ergab sich bei der Revolution 1905 von vornherein ein wesentliches Gewaltpotential – weil sich eben der zu besiegende Zarismus darauf stützte – und daraus ergab sich der rote nach dem weißen Terror während des Interventions- und Bürgerkriegs bis 1922 (allerdings nicht die folgenden Verbrechen unter Stalin!) Daraus ergibt sich auch die WAHRSCHEINLICHKEIT von gewaltsamen Auseinandersetzungen und das Recht, die evtl. in einem Teil dieser Welt bereits erzielten Fortschritte gewaltsam zu verteidigen (verteidigen zu müssen) - was die Vollendung des Kommunismus zeitlich hinausschiebt.
Kommunisten der „alten Schule“ haben häufig ein sehr gespanntes Verhältnis zum Parlamentarismus. Die zugespitzte Formel „wenn Wahlen etwas verändern würden, wären sie verboten“, ist aber nur sehr bedingt treffend und nützlich. Auf jeden Fall aber ist sie undialektisch, weil sie eine Seite des „Klassenkampfes“ verabsolutiert (und die andere negiert – das sollte man trotz aller Verselbständigungstendenzen von „Fraktionen“ vermeiden).
Wenn wir überhaupt etwas absolut sagen können, dann etwas, was sich mit einem Begriff aus der Atomphysik beschreiben lässt: Es gibt eine „kritische Masse“. Hier sind keine kritisch denkenden Massen gemeint (die müssen wir voraussetzen!!!), sondern gemeint ist, dass alle Faktoren, die für eine solche (philosophische) "Revolution" gebraucht werden, eine bestimmte Größe erreicht haben müssen, um zu wirken. Um es für unsere Augenblickssituation beispielhaft zu machen: Sowohl die zahlenmäßige Stärke ihrer eigenen Mitgliedschaft als auch die Zahl der Bürger, die bereit sind, sich zu den Zielen der Partei zu bekennen, hat im Fall der DKP nicht die nötige kritische Masse erreicht, um - selbst mit einem richtigen Programm - die Geschicke der Gesellschaft entscheidend mitzubestimmen. Heute wäre der Zeitpunkt, sich „in Ruhe“ um die eigene Modernisierung zu kümmern, bevor nach Überschreiten jener kritischen Masse (was durchaus schnell gehen könnte) ein wirr strukturierter Zustrom von neu Interessierten folgt, dem dann einfach die „Qualität“ fehlen könnte.

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